Liebe Leser*innen,
in diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen den möglichen Zusammenhang zwischen Entzündung und Depression darlegen. Vielen Menschen ist wahrscheinlich gar nicht bewußt wie eng der Organismus mit der Psyche/den Emotionen verzahnt ist. Auf diese Zusammenhänge hat sich besonders das Fachgebiet der klinischen Psycho- Neuro- Immunologie (k)PNI spezialisiert, aber auch die funktionelle Medizin stellt hier grundlegende Verbindungen her. Beide Therapiekonzepte begreifen den Menschen als Netzwerk, in dem sich verschiedene Prozesse gegenseitig beeinflussen und aufeinander einwirken.
Depression: stille Entzündungen als ein möglicher Auslöser?
Zwischen dem Immunsystem und dem zentralen Nervensystem (ZNS) besteht eine ausgeprägte Interaktion. Diese Interaktion erfolgt sowohl vom Immunsystem in Richtung Gehirn als auch umgekehrt. Das Immunsystem kommuniziert über sog. Botenstoffe (Zytokine), die über das Blut zu den entsprechenden Zielorganen gelangen. Als wichtige Zytokine seien an dieser stelle bereits das Inerleukin-6 sowie der TNF- alpha genannt.
Darmgesundheit und stille Entzündungen
Über das Thema Darmgesundheit finden Sie auf dieser Homepage schon zahlreiche Blogbeiträge, was die Bedeutung für unsere Gesundheit unterstreicht. Der Darm ist eine der größten Grenzflächen zwischen der Außenwelt und dem Körperinneren, gefolgt von der Lunge und der Haut. Alle 3 Organsysteme haben eine wesentliche Bedeutung, die sich am besten als Barrierefunktion beschreiben läßt. Eine gute Barrierefunktion aller 3 Organsysteme sorgt dafür, dass möglichst wenig Pathogene oder Toxine in unseren Organismus gelangen und hier das Immunsystem aktivieren.
„ Wer seine inneren Oberflächen ( Darm und Lunge) und seine äußeren Oberfläche (Haut) stets in aktivem, gut funktionierendem Zustand erhält, hat die beste Aussicht, gesund zu bleiben“
-Bernhard Aschner, verst. 1960
Sind unsere Oberflächen bzw. Barrieren in Ihrer Funktion allerdings beeinträchtigt, erfolgt eine Aktivierung des Immunsystem und es kommt zu einer Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen (Il-6, TNF-alpha). Eine silent inflammation ist eine mögliche Folge.
Darmgesundheit, Lipopolysayccharide und stille Entzündungen
Die Darmgesundheit ist sehr davon abhängig, wie wir uns ernähren. Natürlich spielen auch Medikamente eine Rolle, zb. die Einnahme eines Antibiotikums, viel häufiger tritt eine sog. Darmdysbiose aber durch Ernährungsfehler auf. Unsere Darmflora enthält z.B. gramnegative Bakterien, die in Ihrer Zellmembran eine Substanz enthalten, die sich LPS nennt (Lipopolysaccharide). Durch Ernährungsfehler können die gramnegativen Bakterien deutlich zunehmen. Eine sog. Darmdysbiose entsteht.
„Alles was im Darm passiert, bleibt nicht im Darm“
Prof. Dr. med. Engler von der Universiät Duisburg- Essen berichtet, dass Patient*innen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma, Psoriasis oder chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen ein erhöhtes Risiko für depressive Verstimmungen und Depressionen haben. Ebenso lassen sich bei einem Teil der Patienten mit Depressionen erhöhte Entzündungsmarker im Blut nachweisen wie Il- 6, TNF-alpha. Ca. 1/3 der Depressiven zeigt erhöhte Werte nach Prof, Dr. med. Engler. In experimentellen Studien läßt sich eine Verhaltensänderung sogar herbeiführen, wenn eine Entzündung induziert wird. Eine in der Wissenschaft bekanntes Modell ist hierfür die Gabe von Lipopolysacchariden, die beim Zerfall von Bakterien - z.b. im Darm- freigesetzt werden. Im Experiment lassen sich Stunden nach Gabe des LPS, erhöhte Zytokine im Blut nachweisen und es treten Verhaltensänderungen wie depressive Verstimmungen auf.
Darmgesundheit und stille Entzündungen: Il-6 spielt eine Schlüsselrolle
Was sich in Laborexperimenten induzieren läßt, findet aber durchaus auch bei einer Darmdysbisoe statt, die dominiert wird von LPS-tragenden Darmbakterien. Zerfallen diese Bakterien im Darm, wird LPS freigesetzt. Gelangt dieses nun über eine gestörte Barrierefunktion des Darms in das Blut, entsteht eine sog. Endotoxämie. Die LPS-Toxine führen zu einer Immunzellaktivierung, was eine Zytokinfreisetzung zur Folge hat. Aber warum kommt es durch Zytokine, die das Immunsystem ausschüttet zu einer Verhaltensänderung? Die Erklärung hierfür liegt in der Erkenntnis, dass z.B. das IL-6 über Diffusuon in bestimmte Bereiche des Gehirns gelangen kann. Die Immunzellen im Gehirn nennen sich Gliazellen. Treffen Entzündungssignale im Gehirn ein, setzen diese Gliazellen wiederum Zytokine frei. Die Folge ist eine zentralnervöse Entzündung. Diese bewirkt eine Veränderung der neuronalen Funktionen, eine Verhaltensänderung tritt ein, in der Literatur auch „sickness behaviour” genannt.
entzündungsbedingte Depression und Pathomechanismen
Laut Prof. Engler handelt es sich um eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen mit sehr ähnlichen Symptomen, aber verschiedenen Pathomechanismen. Ein möglicher Pathomechanismus ist die zentralnervöse Entzündung.
Diagnostik in der Praxis am Sachsenring in Köln
In der modernen Labordiagnostik ist es möglich, Parameter für eine LPS- Belastung zu bestimmen, neben einem Zytokinstatus (TNF-alpha, IL-6) sowie molekulargenetischer Microbiomdiagnostik. Über diese Diagnostik lassen sich mögliche anteilige Pathomechaismen der depressiven Verhaltensänderung bestimmen und gezielt therapieren. Eine Darmsanierung, anti- entzündliche Mikronährstofftherapie sowie eine Ernährungsberatung spielen hier eine wichtige Rolle.
Mehr zum Thema Diagnostik können Sie in meinem Blog über das Thema Metabolom oder unter Labordiagnostik unter Neurostressprofil finden.
Wenn Sie weitere Fragen haben oder gerne einen Termin in der Praxis am Sachsenring in Köln vereinbaren möchten, nehmen sie gerne Kontakt auf.
Tipp:
Sehenswert zum Thema ist der Beitrag in der 3-sat- Mediatkek, den Sie unter diesem Link finden. Bitte beachten Sie die begrenzte Sendezeit in der Mediathek bis zum 1.03.2027. Sendedauer 6 min.
Ihre Praxis
Heilpraktiker- Praxis für funktionelle Medizin, KPNI und Stressmedizin in Köln
Birgit Schroeder, Master in (k)PNI
Literaturtipp:
Was ist denn mit meinem Gehirn los, Datis Kharrazian (für anspruchsvolle Leser)