Liebe Leser*innen,
die Akne ist eine der häufigsten chronisch- entzündlichen Gesichtshauterkrankungen und die Betroffenen haben häufig einen hohen Leidensdruck. Zu wenig Beachtung findet der Therapie der Ansatz der Ernährungsberatung. In den westlichen Industrienationen liegt die Prävalenz der Akne der Heranwachsenden inzwischen bei über 90%. Bei weit über der Hälfte (64 %) überspannt die Akne die zweite Lebensdekade. Im dritten Lebensjahrzehnt sind noch rund 43% betroffen. Die über Jahrzehnte geltende Definition einer allein hormoninduzierten Hauterkrankung der Pubertät scheint überholt. Vielmehr kann Akne als eine sich an der Haut manifestierende sichtbare systemische Zivilisationskrankheit aufgefasst werden. Dies belegen Arbeiten der letzten Jahre zunehmend (zusammengefasst im Review von Melnik BC).
Ernährung und Akne
Im Zusammenhang der systemischen Zivilisationskrankheiten wurde die Bedeutung von Ernährung - und hier expliziet der Konsum von Milchprodukten- auf die Entstehung von Akne untersucht.
Das Fazit: Milchkonsumenten erkranken leichter an Akne.
Bei einer Metaanalyse aus dem Jahr 2018 griffen Wissenschaftler insgesamt auf Daten von knapp 72.000 Probanden zurück. Die Ergebnisse zeigten, dass Milchtrinker öfter an Akne erkrankt waren als Personen mit geringerem Milchkonsum. In den Kohortenstudien betrug die Steigerung 17 %, in den Fall-Kontroll- und Querschnittuntersuchungen 16%. Die höchsten Zunahmen gab es bei Magermilchkonsumenten (24%), gefolgt von Personen, die fettarme Milch tranken (14 %) und Vollmilchtrinkern (13%). Auch die Menge der konsumierten Milch spielte eine Rolle für die Entstehung von Akne. Bei mehr als einem Glas pro Tag stieg das Aknerisiko um 12%, bei weniger als einem Glas um 8%. Eine positive Assoziation zwischen dem Milchkonsum und Akne bestand besonders bei jenen Patienten, die an mäßiger bis schwerer Akne litten. Hier war das Risiko bei Milchtrinkern gegenüber -nichttrinkern signikant um 18 % erhöht.
Akne, Milchfett oder Milchweiß
Der Zusammenhang zwischen Akne und Milchkonsum ließ sich nur in Europa (Steigerung 28 %) und Amerika (16%) nachweisen – also in jenen geografischen Regionen, die den westlichen Ernährungsgewohnheiten folgen. Da vollfette Milch das geringste Aknerisiko aufwies, scheint es unwahrscheinlich, dass Milchfett der auslösende Faktor ist. Die Studienautoren vermuten den Verursacher vielmehr im Milcheiweiß.

Foto vivilweb (123rf.com)
Ernährung, Milcheiweiß und Akne
Kuhmilch hat die bioregulatorische Funktion, ein schnelles Wachstum für das Kalb zu ermöglichen. Ein wichtiger Inhaltsstoff für dieses Wachstum ist das Eiweiß Betacellulin. Dieses provoziert die Ausschüttung sowohl von Insulin und als auch von dem Wachstumsfaktor IGF-1(Insulinartiger Wachtumsfaktor -1). Insbesondere der Wachstumfaktor IGF- 1 triggert auf Hautebene die Talgdrüsenfettsynthese. Auf Hautebene spielt IGF-1 eine weitere wichtige Rolle. Vermehrtes IGF-1 führt zu einer Reduktion von FOX01, wodurch Hautzellen angeregt und Akne - Gene aktiviert werden. Dies führt zu einer erhöhten Produktion von Talgdrüsen.
Zusammengefasst bedeutet dies, dass das in der Kuhmilch enthaltene IGF-1 über „Umwege“ zu einer erhöhten Produktion von Talgdrüsen sowie zu einer erhöhten Talgdrüsenfettsynthese führt. Beide Aspekte begünstigen deutlichst die Entwicklung von Akne. Übrigens reaktivieren die konventionellen Akne- Medikamente das FOX01 Eiweiß. Diese Medikamente müssen allerdings monatelang eingenommen werden und sind mitunter nebenwirkungsreich.
Fazit: Bereits 1999 betrachteten die beiden Wissenschaftler Deplewski und Rosenfeld die Rolle von IGF-1 bei der Entstehung von Akne als bedeutender als die der männlichen Geschlechtshormone.
Milch und Milchprodukte: Fermentation macht den (gesundheitlichen) Unterschied
Eines der Argumente für den schädlichen Einfluss von Milchprodukten ist die gerade brschriebene Insulin- und Wachstumsfördernde Wirkung. Es gibt allerdings auch Studien, die zwischen unfermentierten und fermentierten Milcherzeugnissen unterscheiden. Dabei zeigen sich nahezu gegenteilige Effekte.
Der Konsum unfermentierter Milch beeinflusst den Zentralschalter von Wachstumsprozessen. Die damit verbundene Effekte stützen den in epidemiologischen Studien beobachteten Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Akne wie soeben beschrieben. Bei der Fermentation von Milch eingesetzte Milchsäurebakterien beeinflußen diese negativen Effekte jedoch positiv. Hier zeigen die zitierten Studien neutrale bis schützende Effekte. Die genauen Wirkmechanismen sind komplex und können im Artikel “Gesundheitsrisiken durch Milchkonsum” in der Zeitschrift MMW nachgelesen werden.
Ernährung, Pubertät und Akne
“Vor allem bei Heranwachsenden kommt es plötzlich zu einer massiven Verschlechterung”
Wachstumsfaktorsignale (Insulin/IGF-1) die in der Nahrung enthalten sind wie z.b. in Milcheiweiß steigern allerdings durchaus auch - durch den FoxO1-Mangel- die Aktivität des männlichen Hormonrezeptors. Über weitere Stoffwechselwege wird ein zehnfach wirksameres männliches Hormon produziert (Dihydrotestosteron), welches die hormonell bedingten Anteil der Akne deutlich mehr antreibt. In der Pubertät werden bereits die körpereigenen hormonellen Wachstumssignale physiolgisch deutlich vermehrt ausgeschüttet. Zusammen mit den Wachstumsfaktoren in der Milch und der Auswirkung auf den Hormonrezeptor kann das Fass nun zum Überlaufen gebracht werden und eine Akne entsteht. Ein weiterer Aspekt ist, dass eine Insulinresistenz - die ebenfalls physiologisch in der Pubertät auftritt- ein zusätzlicher einflußnehmender Faktor ist, der die Entstehung der Akne begünstigt. Lesen Sie dazu gerne mehr in meinem letzten Blog vom 14.06.21.
Ernährungsberatung und Akne
Der Wissenschaftler Melnik resümiert, dass der Ernährungsstil der Industrieländer bei der Entstehung von Akne die entscheidende Rolle spielt. Akne ist seiner Ansicht nach das sichtbare metabolische Syndrom der Haut durch übersteigerte Wachtsumsfaktorsignale westlicher Fehlernährung. Melnic schreibt in der Zeitschrift „der Hautarzt“ von 2015, dass diese Erkenntnis eine neue Einordnung der Akne als Akne alimentaris erlaubt. Neben der insuinotrop wirkenden Milch können weiter Nahrungsmittel diesbezüglich genannt werden wie Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index. Außerdem können gesättigte Fette und Transfettsäuren der westlichen Ernährung ihren Beitrag zu einem schlechten Hautbild bis hin zur Akne leisten. In der Ernährungsberatung und als „Anti-Akne-Diät“ empfiehlt der Wissenschaflter Melnik eine paläolithisch (steinzeitlich) geprägte Ernährung mit dem Verzehr von viel Gemüse und Fisch und einen reduzierten Konsum von Zucker, hyperglykämischen Getreiden, Milch und Milchprodukten sowie gesättigter Fettsäuren.
Wenn Sie mehr erfahren möchten zur Ernährungsberatung und dem Thema Akne, dann nehmen Sie gerne Kontakt mit der Praxis am Sachsenring in Köln auf. Ihrer Praxis für Ernährungsberatung in Köln.
Heilpraktiker- Praxis
Birgit Schroeder, Master in kPNI
Literatur:
Melnik BC. Clin Cosmet Investig Dermatol 2015;8:371–88
Melnik BC, Schmitz G. Exp Dermatol 2013;22:502–4
Melnik BC, Zouboulis CC. Exp Dermatol 2013;22:311–5
- Dai R et al. The effect of milk consumption on acne: a meta-analysis of observational studies. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018; http://doi.org/
Vaencak, treatment of servere acne, hautnah, 2020