Zukunft des Heilpraktikerberufs: ein Update

Liebe Leser*innen,
zualler­erst möchte ich in diesem Blogbei­trag in Bezug auf die Zukunft des Heilprak­ti­ker­berufs auf einen großen Erfolg verwei­sen, der bereits Anfang des Jahres erzielt wurde. Von welchem großen Erfolg spreche ich hier? Anfang des Jahres konnte das MTA- Reform­ge­setz gestoppt werden, wodurch Heilpraktiker*innen weiter­hin Labor­leis­tun­gen delegie­ren oder durch­füh­ren dürfen. Dies ist ein Erfolg für die gemein­sa­men Bemühun­gen der Heilprak­ti­ker - Berufs­ver­bän­de, die sich massiv für den Erhalt des Status quo einge­setzt haben. An dieser Stelle ein herzli­ches Danke­schön dafür.
Labor­leis­tun­gen sind im Bereich der Medizin ein wichti­ges Diagnos­ti­kum. Gerade auch für den Berufs­zweig der Heilpraktiker*innen, denn in der Alter­ni­v­me­di­zin werden insbe­son­de­re Labor­pa­ra­me­ter bestimmt, die in der Schul­me­di­zin standard­mä­ßig nicht erhoben werden.

Ich möchte Ihnen hier einige anschau­li­che Beispie­le nennen (siehe auch Labor­dia­gnos­tik):

Urheber: yupira­mos (123 Stockphoto)

  • Wechsel­wir­kun­gen im Vitamin D- Stoffwechsel
  • Arterio­skle­ro­se Risiko­pa­ra­me­ter (oxidier­tes LDL, Lipidper­oxi­da­ti­on, Homocystein, Lip (a), LpPLA2 etc.)
  • Insulin­re­sis­tenz: HOMA- Index
  • Fettsäu­re­s­ta­tus
  • TH1- Th2- Zytokinstatus
  • LTT- Test - Schad­stof­fe (z.B. Schimmelpilze)
  • Profil Schwer­me­tal­le
  • Micro­nähr­stoff­pro­fil

 

Wenden Sie sich bei Fragen zu den Labor­un­ter­su­chun­gen gerne an Ihre Heilprak­ti­ker-Praxis in Köln, die PRAXIS am SACHSENRING in der Kölner Südstadt.

Der Heilprak­ti­ker­beruf steht immer wieder am öffent­li­chen Pranger – entwe­der von Seiten der Ärzte­ver­bän­de, der Politi­ker oder der Medien. Gefor­dert wird, dass der Beruf abgeschafft oder novel­liert wird. Als Begrün­dung muss immer wieder die Patien­ten­si­cher­heit herhal­ten. Doch bisher hat niemand der politisch Verant­wort­li­chen je die Heilpraktiker-Patient*innen befragt, wie sie das sehen.  Was schät­zen sie an uns Heilpraktiker*innen und wie bewer­ten sie unsere Arbeit?  Aktuel­le Umfra­gen liefern hierzu erste Antwor­ten und bestä­ti­gen, wie sehr Patient*innen ihren Heilprak­ti­kern vertrauen.

Zukunft des Heilpraktikerberufs: Die Perspektive der Patient*innen

(BDH-Redak­teu­rin Gabrie­le Müller, hat die Erkennt­nis­se zusam­men­ge­stellt und in der Zeitschrift Wirksam veröf­fent­licht. Sie lesen hier den Orginaltext)

Eine reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­ge des Bund Deutscher Heilprak­ti­ker e. V. (BDH) aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass Heilpraktiker*innen hochge­rech­net jährlich rund 46 Millio­nen Patien­ten­kon­tak­te haben. Das heißt konkret, dass jeden Tag deutsch­land­weit mehr als 128.000 Perso­nen zum Heilprak­ti­ker gehen.

  • Wer sind diese Menschen und mit welchen Beschwer­den und welcher Motiva­ti­on wenden sie sich an Heilpraktiker*innen?
  • Wie alt sind sie, gibt es geschlechterspezifische 

    Urheber: boris15 (123 Stockphoto)

    Unter­schie­de und gehen sie ausschließ­lich zu Heilpraktiker*innen, oder sehen sie den Besuch bei Heilpraktiker*innen eher als komple­men­tär zum Arztbesuch?

  • Wie schät­zen die Patient*innen die Quali­tät der Arbeit ihrer Heilpraktiker*innen ein und wie zufrie­den sind sie damit?

Diese und viele weite­re Fragen, sind letzt­lich nicht ausrei­chend unter­sucht. Vor dem Hinter­grund, dass der Ruf nach Abschaf­fung oder zumin­dest der Verän­de­rung des Berufs periodisch immer wieder laut wird, ist dies verwun­der­lich. Unver­ständ­lich auch, weil der Gesetz­ge­ber ein Gutach­ten zum Heilprak­ti­ker­recht beauf­tragt hat, um die Möglich­kei­ten der Abschaf­fung und Novel­lie­rung zu überprüfen.
In der Diskus­si­on um die Zukunft des Heilprak­ti­ker­berufs wird zuneh­mend deutlich, dass eine wichti­ge Perspek­ti­ve komplett fehlt, nämlich die der Patient*innen. Die Diskus­sio­nen werden also ohne belast­ba­res Materi­al und ohne Einbe­zie­hung der Betrof­fe­nen geführt – die angeb­lich im Sinne der Patien­ten­si­cher­heit geschützt werden sollen. Dabei bergen die allei­ni­ge Sicht auf die Heilpraktiker*innen und die fehlen­de Berück­sich­ti­gung der Positi­on der Patient*innen  die Gefahr, dass mögli­che Novel­lie­rungs­an­sät­ze des Heilprak­ti­ker­berufs die Rechts­po­si­ti­on der Patient*innen schwächt.
Denn eine Weiter­ent­wick­lung des Heilprak­ti­ker­berufs kann nur erfolg­reich sein, wenn die Berufs­frei­heit des Einzel­nen, die freie Thera­pie­wahl der Patient*innen, der Patien­ten­schutz sowie die Bedarfs- und Bedürf­nis­la­ge der Patient*innen berück­sich­tigt werden. Vor diesem Hinter­grund ist es erfreu­lich, dass jüngst neue Umfra­gen durch­ge­führt wurden, die den oben genann­ten Fragen nachge­gan­gen sind.

WER BEZAHLT EIGENTLICH DIE HEILPRAKTIKERLEISTUNGEN?

Laut Statis­ti­schem Bundes­amt lag der Gesamt­um­satz, den Heilprak­ti­ker in Deutsch­land 2015 umgesetzt haben, bei rund einer Milli­ar­de Euro. Davon tragen Selbst­zah­ler laut der BDH-Umfra­ge aus dem Jahr 2017 53,2 % der Kosten, was hochge­rech­net 531,51 Millio­nen Euro entspricht.
173,86 Millio­nen Euro (17,4 %) der Kosten tragen Priva­te Kranken­ver­si­che­run­gen, 155,09 Millio­nen Euro kommen von Zusatz­ver­si­che­run­gen (15,5 %) und 139,54 Millio­nen Euro (14 %) aus der Beihilfe.

Anders als häufig prokla­miert, belas­ten Heilprak­ti­ker das Gesund­heits­sys­tem also keines­wegs, sondern entlas­ten es vielmehr, da die Patien­ten die Kosten mehrheit­lich selbst bezah­len. Hinzu kommt, dass bei jährli­chen Gesamt­ge­sund­heits­aus­ga­ben in Deutsch­land von mehr als 400 Milli­ar­den € Heilprak­ti­ker­leis­tun­gen überhaupt nur einen verschwin­dend gerin­gen Prozent­satz der Kosten verursachen.

WELCHE GESUNDHEITLICHEN BESCHWERDEN FÜHREN DIE PATIENT*INNEN ZU HEILPRAKTIKER*INNEN?

Heilprak­ti­ker­leis­tun­gen werden am häufigs­ten wegen Beschwer­den des Bewegungs­ap­pa­ra­tes, des Verdau­ungs­ap­pa­ra­tes und der Psyche in Anspruch genom­men. Die Umfra­ge zeigte auch, dass Aller­gien mit 38,9 % und Kopfschmer­zen mit 38,4 % häufi­ge Gründe für den Besuch beim Heilprak­ti­ker sind. Neuro­lo­gi­sche Beschwer­den werden mit 4,1 % eher selten behan­delt. Auch die komple­men­tä­re Krebs­be­hand­lung ist mit 4,8 % (bzw. 6 % in Sachsen) eher ein Randthe­ma bei den hier befrag­ten Patient*innen.

WARUM SUCHEN PATIENT*iNNEN HEILPRAKTIKER*INNEN AUF?

89,8 % der Befrag­ten 3400 Patien­ten besuchen ihren Heilpraktiker*innen komple­men­tär. Ledig­lich 10,2 % der befrag­ten Patien­ten gehen ausschließ­lich zu Heilpraktiker*innen, also ohne einen Hausarzt oder Fachärz­te zu Rate zu ziehen. Als Gründe, warum sie Heilprak­ti­ker generell aufsu­chen, gaben 63 % der sächsi­schen Patien­ten an, dies zu tun, weil sie eine sinnvol­le Ergän­zung zur ärztli­chen Behand­lung suchen. 54 % erklär­ten, dass sie sich eine stärke­re Suche nach den Ursachen ihrer Erkran­kung erhof­fen, weite­re 54 % gehen zum Heilprak­ti­ker, weil sie die ärztli­che Behand­lung als unzurei­chend empfin­den. 7 % erklär­ten, dass sie die Neben­wir­kun­gen der ärztli­chen Thera­pie, z. B. durch Medika­men­te, zu sehr belasten.

Lesen Sie hier gerne auch den Blogbei­trag zu dem Thema: Arznei­mit­tel als Micronähstoffräuber

KÖNNEN HEILPRAKTIKER*INNEN IHREN PATIENT*INNEN HELFEN?

Die Unter­su­chung von Bauer in Sachsen bestä­tigt, dass die Patien­ten durch die Behand­lung ihrer Heilprak­ti­ker überwie­gend Linde­rung erfah­ren. So antwor­te­ten 53 % der Befrag­ten auf die Frage, ob ihr Heilprak­ti­ker ihren Gesund­heits­zu­stand gebes­sert habe, mit »die Aussa­ge trifft voll und ganz zu«. Die Aussa­ge, dass die Metho­den des Heilprak­ti­kers sie sogar geheilt habe, beant­wor­te­ten 59 % der befrag­ten Patien­ten mit »trifft eher zu«. 13 % stimm­ten ihr voll und ganz zu, 25 % fanden, dass die Aussa­ge eher nicht zutrifft.

QUALITÄT DER ARBEIT DER HEILPRAKTIKER*INNEN AUS DER PERSPEKTIVE DER BEFRAGTEN PATIENT*INNEN

Die BDH-Umfra­ge unter­such­te auch den Stellen­wert und die Quali­tät der Arbeit der Heilpraktiker*innen aus der Perspek­ti­ve der befrag­ten Patient*innen. Dabei kam zum Ausdruck, dass die große Mehrheit der Umfra­ge­teil­neh­mer ihre Behandler*innen als sehr empathisch (87,2 %) und sehr vertrau­ens­wür­dig (90,0 %) erlebt. Schlech­ter als mit gut schnitt kaum eine Behandler*in ab.
Auch die erleb­te Sorgfalt und Kompe­tenz der behan­deln­den Heilprak­ti­ker wurde beleuch­tet. Dabei wurden vier Kompe­tenz­fel­der unter­schie­den, und zwar die Sorgfalt und Kompe­tenz bei der Fallauf­nah­me (Anamne­se), bei der körper­li­chen Unter­su­chung (sofern relevant), bei der Diagnose/Differenzialdiagnose und bei der Psycho­edu­ka­ti­on, also der Erklä­rung physio­lo­gi­scher und gesund­heit­li­cher Zusam­men­hän­ge.

Urheber: goodstocker(123 Stockphoto)

In allen vier Kompe­tenz­fel­dern schnitt die Mehrzahl der Behandler*innen mit einem sehr gut ab. Beispiels­wei­se wird die Sorgfalt und Kompe­tenz bei der Fallauf­nah­me (Anamne­se) von 86,1 % der befrag­ten Patien­ten mit sehr gut bewer­tet. Schlech­ter als mit gut schnitt wieder­um kaum eine Behandler*in ab. In allen Diskus­sio­nen um den Heilprak­ti­ker­beruf wird argumen­tiert, dass der Erfolg der Heilpraktiker*innen darauf beruhe, dass sie sich mehr Zeit für ihre Patient*innen nehmen können als Ärzte. Die vom BDH befrag­ten Patien­ten bestä­ti­gen diesen Aspekt. 81,1 % geben an, dass sich ihre Behandler*innen angemes­sen viel Zeit nehmen. Darüber hinaus finden sie, dass sie in der Atmosphä­re der Praxis entspan­nen können (85,0 %) und sich in der Praxis wohl fühlen (86,4 %).
Die in Sachsen befrag­ten Patien­ten bestä­tig­ten ebenfalls zu 89 %, dass sich ihre Heilprak­ti­kerìi­nen ausrei­chend viel Zeit für sie nehmen. Dies attes­tier­ten die dort Befrag­ten im Vergleich nur 18 % der sie behan­deln­den Ärzte.

FAZIT

Die hier vorge­stell­ten Umfra­gen liefern Hinwei­se, dass Patient*innen ihren Heilpraktiker*innen vertrau­en und sie schät­zen. Die Befrag­ten bewer­ten den Thera­pie­er­folg mehrheit­lich positiv, fühlen sich in den Praxen sicher und gut aufgehoben.

Wünschens­wert wären weite­re, groß angeleg­te reprä­sen­ta­ti­ve Unter­su­chun­gen, die die Sicht der Patient*innen auf Heilpraktiker*innen und Heilprak­ti­ker­leis­tun­gen auch im Vergleich mit anderen medizi­ni­schen Berufs­grup­pen wie Ärzt*innenund Heilmit­tel­er­brin­gern erforscht. Erst dann kann eine Diskus­si­on über die Zukunft des Heilprak­ti­ker­berufs fakten­ba­siert geführt werden.

Ihre Heilprak­ti­ker- Praxis (Praxis für klini­sche Psycho- Neuro-Immunologie)

Birgit Schroe­der, Master in KPNI

LITERATUR:

1. BDH (Hrsg.): Reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­ge: In Deutsch­land gehen 128.000 Menschen zum Heilprak­ti­ker. Deutsche
Heilprak­ti­ker Zeitschrift 2017; 8: 76–77

2. Werthe­bach M et al. Ergeb­nis­se der BDH-Umfra­ge zu Stellen­wert und Quali­tät der Arbeit von Heilpraktikern.
Deutsche Heilprak­ti­ker Zeitschrift 2021;
3: 81–83

3.Verband Unabhän­gi­ger Heilprak­ti­ker e. V. (VUH e. V.) und des Verband Freier Psycho­the­ra­peu­ten, Heilprak­ti­ker für
Psycho­the­ra­pie und Psycho­lo­gi­scher Berater e.V (Hrsg.) Online Umfra­ge 2017.
https://www.vfp.de/no-jos/aus_news-letter/fakten_und_zahlen_zum_heil-praktikerberuf_07.pdf

4. Bauer F. Der Heilprak­ti­ker – ein tragfä­hi­ges Zukunfts­mo­dell für die Gesund­heits­ver­sor­gung? Berlin: Logos Verlag, 2020

5. Krug K: Comple­men­ta­ry and alter­na­ti­ve medici­ne (CAM) as part of prima­ry health care in Germa­ny-compa­ri­son of
patients consul­ting general practi­tio­ners and CAM practi­tio­ners: A cross­sec­tion­al study: BMC Complementary
and Alter­na­ti­ve Medici­ne 2016; 16(1):
DOI:10.1186/s12906-016-1402-8

6.Symposium 2020 der Hochschu­le Frese­ni­us: »Fühlst Du Dich gut behandelt?«
https://www.hs-fresenius.de/symposium-therapiewissenschaften/ ◆