kPNI und die Dünndarmfehlbesiedlung I Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO)

Liebe Interessent*innen,

die zuneh­men­den Erkennt­nis­se im Bereich des mensch­li­chen Mikro­bi­oms führten u.a. in den letzten Jahren zu einem steigen­den Inter­es­se an einem schon länger bekann­ten Krank­heits­bild: «small intesti­nal bacte­ri­al overgrowth» (SIBO) oder im deutschen Sprach­ge­brauch «(bakte­ri­el­le) Dünndarm­fehl­be­sie­de­lung» (DDFB).

Reizdarmsyndrom vrs. Dünndarmfehlbesiedlung

Das Reizdarm­syn­drom ist v.a. gekenn­zeich­net durch Blähun­gen und Stuhl­un­re­gel­mä­ßig­kei­ten. Eine häufi­ge schul­me­di­zi­ni­sche Inter­ven­ti­on ist die Verab­rei­chung von Flohsa­men­scha­len zur Verdau­ungs­re­gu­la­ti­on. Bei einigen Betrof­fe­nen führt diese - und andere- Inter­ven­tio­nen aller­dings nicht zu einer Verbes­se­rung. Ein mögli­cher Grund hierfür kann sein, dass eine Dünndarm­fehl­be­sied­lung die eigent­li­che Ursache der Beschwer­den und damit auch die Ursachen des Reizdarm­syn­droms (RDS) ist. Dies ist nicht unwahr­schein­lich, denn über 70% der Patien­ten, bei denen das Reizdarm­syn­drom (RDS) diagnos­ti­ziert wurde, leiden tatsäch­lich an einer SIBO.
Die Dünnds­arm­fehl­be­sied­lung ist eine der am meisten überse­he­nen und unter­dia­gnos­ti­zier­ten Erkrankungen.

Was genau ist die Dünndarmfehlbesiedlung?

Der Magen und obere Dünndarm enthal­ten physio­lo­gi­scher­wei­se nur eine gerin­ge Menge von Bakte­ri­en, die haupt­säch­lich durch die Magen­säu­re, die Gallen­flüs­sig­keit und die Darmpe­ris­tal­tik reguliert werden. Die zu lange Einnah­me von  Magen­säu­re­blo­ckern (z.B. Proto­nen­pum­pen­hem­mern) oder von sog. Opiaten zur Regulie­rung der Peris­tal­tik sind häufi­ge medika­men­tö­se Auslö­ser. Als Folge wandern nun vermehrt Bakte­ri­en die typischer­wei­se den Dickdarm besie­deln in den unteren und oberen Dünndarm­be­reich. Die Bakte­ri­en sind haupt­säch­lich vom koloni­schen Typ, d.h. sie können Kohlen­hy­dra­te zu Gas fermen­tie­ren. Kohlen­stoff­di­oxid, Wasser­stoff und Methan seien hier genannt. Diese Gaspro­duk­ti­on ist eine der Ursachen für die mannig­fal­ti­gen Sympto­me. Die Kohlen­hy­drat­qua­li­tät und -quanti­tät sind somit auch massgeb­lich für die Ausprä­gung der Sympto­me verantwortlich.

Bekannte Anzeichen für eine Dünndarmfehlbesiedlung

  • Blähbauch -  manch­mal mit festsit­zen­den Blähun­gen, die Schmer­zen verur­sa­chen können
  • 
Bauch­schmer­zen und/oder -krämpfe
  • Verän­der­te Stuhl­fre­quenz und/oder -beschaf­fen­heit (Verstop­fung, Durch­fall oder beides)
  • 
Blähun­gen 
• Übelkeit
 • Müdig­keit
 • Aufsto­ßen
 • Sodbrennen
  • Blähun­gen und Blähbauch nehmen bei der Einnah­mem von Probio­ti­ka zu, inbeson­de­re wenn sie Präbi­tio­ka enthalten
  • der Verzehr von Ballast­stof­fen verschlim­mert die Symptome
  • Antibio­ti­ka schei­nen die Sympto­me (zeitwei­se) zu verbes­sern - zumin­dest für einen kurzen Zeitraum
  • Erste Beschwer­den treten nach einer Thera­pie mit Antibio­ti­ka, Schmerz­mit­teln oder anderen Medika­men­ten auf
  • Trotz gluten­frei­er Diät bei Gluten­un­ver­träg­lich­keit bleiben die Sympto­me bestehen  (Nahrungs­mit­tel­un­ver­träg­lich­kei­ten und SIBO treten häufig gemein­sam auf)
  • Enste­hung einer Lactoseintolerenz
  • Konzen­tra­ti­ons­schwä­che und Benom­men­heit (brain fog)
  • Unerklär­li­cher Gewichtsverlust
  • Blutwer­te zeigen chroni­schen Eisen- oder B12-Mangel ohne bekann­te Ursache
  • lange Nüchtern­pha­sen verbes­sern die Symptome
  • frühmor­gens sind die Beschwer­den häufig besser

mögliche Folgen der Dünndarmfehlbesiedlung:

Die Erhöhung der Bakte­rien­men­ge im Dünndarm kann zu Schäden an der Dünndarm­schleim­haut führen. Dies kann dazu führen, dass es zu Malab­sorp­ti­on - bzw. diges­ti­on kommen kann. Gewichts­ab­nah­me, Unter­ernäh­rung und Nährstoff­man­gel (hier beson­ders chron. Eisen und Vitamin B 12- Mangel, aber auch Vitamin D als fettlös­li­ches Vitamin) stehen deshalb alle im Zusam­men­hang mit SIBO.

Diagnostik der Dünndarmfehlbesiedlung

Kommt es im Rahmen einer SIBO zu vermehr­ter Fermen­ta­ti­on des verab­reich­ten Zuckers, entsteh­t/-en Wasser­stoff und/oder Methan, die nach Übergang in das Blut und in die Lunge in der Ausatem­luft gemes­sen werden können. Auch im Nüchtern­zu­stand ist dieser Wert meist erhöht, da SIBO zu einer konti­nu­ier­li­chen Umset­zung der vom Körper laufend produ­zier­ten Verdau­ungs­säf­te im Dünndarm führt. So sind erhöh­te Wasser­stoff­wer­te (>19 ppm) oder Methan­wer­te (>10 ppm) Prädik­to­ren für das Vorlie­gen eines SIBO mit guter Spezi­fi­tät (>90%), aber gerin­ger Sensi­ti­vi­tät (<30%) [26].

Glukose- Atemgastest

Der übliche Gluko­se-Atemgas­test misst jedoch nur den Wasser­stoff­ge­halt in der Ausatem­luft und nicht den Methan­ge­halt. Das heißt, wenn eine bakte­ri­el­le Fehlbe­sied­lung (DDFB, SIBO) mit methan­pro­du­zie­ren­den Bakte­ri­en vorliegt, können diese bei einem Wasser­stoff (H2)-Atemgastest nicht erfasst werden. Der Test wird als negativ (auf H2) gewer­tet, die Beschwer­den bestehen jedoch weiter­hin und der Patient hat trotz SIBO die Diagno­se: „negativ“ erhal­ten. Das bedeu­tet, dass trotz vorhan­de­ner Fehlbe­sied­lung im Dünndarm mit methan­bil­den­den Bakte­ri­en eine SIBO nicht diagnos­ti­ziert wurde, da nur auf Wasser­stoff in der Atemluft geprüft wurde. Getes­tet wird hier der obere Dünndarmabschnitt.

Lactulose - Atemgastest

Der Vorteil der Lactu­lo­se ist, dass man mit diesem Test auch die tiefen Abschnit­te des Dünndarms testet und die Methan­pro­duk­ti­on ebenfalls mit abgefragt wird. In der Praxis für kPNI - Ihrer Praxis am Sachsen­ring in Köln- wird der SIBO- Atemgas­test deshalb als Lactu­lo­se- Atemgas­test durchgeführt.

Therapie der Dünndarmfehlbsiedlung durch Ernährungstherapie

Da Kohlen­hy­dra­te das wichtigs­te Substrat für die Bakte­ri­en darstel­len, ist eine Reduk­ti­on von fermen­tier­ba­ren Kohlen­hy­dra­ten, vor allem von Polys­ac­cha­ri­den, beson­ders effek­tiv. Stärke bietet Mikro­or­ga­nis­men im Dünndarm aufgrund ihrer moleku­la­ren Struk­tur ein ideales Gerüst, um sich anzuhaf­ten, sich dort zu vermeh­ren und Fermen­ta­ti­on zu betreiben.

FODMAP-Reduktion als ernährungstherapeutische Intervention

Nicht nur Stärke kann von den Bakte­ri­en im Dünndarm fermen­tiert werden, auch andere Kohlen­hy­drat­be­stand­tei­le – mittler­wei­le unter dem gut etablier­ten Akronym FODMAP («fermen­ta­ble oligo-, di-, monosac­cha­ri­des and polyo­les») zusam­men­ge­fasst  – können bei einer Fehlbe­sie­de­lung bereits im oberen Dünndarm von den Mikro­or­ga­nis­men abgebaut werden und so zu Sympto­men führen.

Hören Sie hierzu gerne den entspre­chen­den Podcast Nr. 42 unter Audio - Podcast und/ oder wenden sie sich an die Praxis am Sachsen­ring, die Praxis für kPNI, Ernäh­rungs­be­ra­tung und Gesundheitscoaching.

Ihre Heilprak­ti­ker- Praxis in Köln

Birgit Schroe­der, Master in kPNI