kPNI, Darmbakterien und die Rolle der Bauchspeicheldrüse

Liebe Leser*innen,

werden unsere Darmbak­te­ri­en durch die Bauch­spei­chel­drü­se kontrol­liert? Dieser Frage ist eine Arbeits­grup­pe der Unime­di­zin Greifs­wald nachge­gan­gen um Herrn Prof. Lerch und Kolle­gen. Die techni­sche Entwick­lung bei Unter­su­chun­gen des Erbma­te­ri­als von Bakte­ri­en hat sich in den letzten Jahren rasant entwi­ckelt. Im Bereich der Darmbak­te­ri­en wurden diese lange Zeit auf Nährbö­den (Petri­scha­len) angezüch­tet. Mittler­wei­le ist jedoch bekannt, dass sich mehr als 95 Prozent der Darmbak­te­ri­en überhaupt nicht vermeh­ren, wenn sie der Luft ausge­setzt sind, sondern eben nur im Darm wachsen. Inzwi­schen können aber dank der rasan­ten Entwick­lung moleku­lar­ge­ne­ti­sche (sog. Micro­bi­om-) Unter­su­chun­gen durch­ge­führt werden. Das bedeu­tet, dass inzwi­schen viele im Darm leben­de Mikro­or­ga­nis­men identi­fi­ziert werden können.

Alte Feunde versus neue Feinde

Der mensch­li­che Körper besteht nicht nur aus Milli­ar­den spezia­li­sier­ter Zellen, in ihm leben auch zahllo­se Mikro­or­ga­nis­men mit uns zusam­men, in der Regel fried­lich und nutzbrin­gend. Sie werden auch als sog. alte Freun­de bezeichnet.
Allein im Darm finden sich etwa 38 Billio­nen Bakte­ri­en (3,8 x 1013), somit deutlich mehr als alle unsere Körper­zel­len zusam­men. Weil Bakte­ri­en sehr viel kleiner sind als mensch­li­che Körper­zel­len, kommen diese Bakte­ri­en zusam­men auf ein Gewicht von nur 2 Kg (Beckmann und Rüffler, Bad Booklet, 2012). Die gesun­de Darmflo­ra ist maßge­bend, ob wir gesund bleiben oder krank werden.

Gesunde Darmflora: die Vielfalt im Darm ist gesundheitsfördernd

So wissen wir heute, dass im Darm fast 40.000 verschie­de­ne Bakte­ri­en­ar­ten zu Hause sind. Wie diese sich in ihrer Art und Menge zusam­men­set­zen, hat großen Einfluss auf unsere allge­mei­ne Gesund­heit. Ein beson­ders arten­rei­ches Darmmi­kro­bi­om, so nennt man die Gesamt­heit der Mikro­or­ga­nis­men, hat gesund­heits­för­dern­de Wirkun­gen. Man spricht in diesem Zusam­men­hang von der Diver­si­tät des Micro­bi­oms. Viele Erkran­kun­gen gehen mit einer Abnah­me der Arten­viel­falt der Bakte­ri­en im Darm einher. Disku­tiert werden Zusam­men­hän­ge zwischen dem Micro­bi­om und Diabe­tes melli­tus, der Fettle­ber­er­kran­kung bis hin zur Depres­si­on, um nur einige Beispie­le zu nennen.

Was aber bestimmt die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm?

Zum einen ist die Mischung der Bakte­ri­en­ar­ten des Menschen erblich bedingt und kann fast als persön­li­cher Finger­ab­druck angese­hen werden. Zum anderen sind bekann­te Einfluss­fak­to­ren für die Zusam­men­set­zung des Mikro­bi­oms die Präfe­renz des Essens, etwa tieri­sche Prote­ine oder vegane Kost, aber auch das Rauchen oder eine „Western style diet“ nehmen Einfluß (siehe Blogbei­trag vom 14.09.2018).

Studie der Unimedizin Greifswald

Eine Arbeits­grup­pe an der Unime­di­zin Greifs­wald hat bei 1.800 SHIP-Proban­den (Study of Health in Pomera­nia) entdeckt, dass die Zusam­men­set­zung der Darmbak­te­ri­en viel stärker von der Funkti­on der Bauch­spei­chel­drü­se kontrol­liert wird als von allen anderen bekann­ten Fakto­ren. Was uns sehr überrascht hat ist die Stärke des Effekts“, beton­te der Direk­tor der Inneren Klinik A an der Unime­di­zin Greifs­wald, Prof. Markus M. Lerch.

Foto Natali­mis (123rf.com)

„Die Bauch­spei­chel­drü­se kontrol­liert die Arten­viel­falt der Bakte­ri­en im Darm viel tiefgrei­fen­der als alle bisher bekann­ten Wirts­fak­to­ren wie Alter, Geschlecht, die Art der Ernäh­rung oder zum Beispiel die Einnah­me von Magensäureblockern.“

Hören und lesen Sie hierzu auch gerne den kPNI- Podcast Nr. 63 oder den Blog zu dem Thema „Dünndarm­fehl­be­sied­lung“

Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Verdauung verstehen

Eine auf Erkran­kun­gen der Bauch­spei­chel­drü­se (Pankre­as) spezia­li­sier­te Arbeits­grup­pe der Univer­si­täts­me­di­zin Greifs­wald um die Klinik für Innere Medizin A und die Abtei­lung für Funktio­nel­le Genom­for­schung hatte unter­sucht, ob und wie dieses Organ das Mikro­bi­om beeinflusst.

Hierzu wurden bei 1.800 Proban­den der Greifs­wal­der Gesund­heits­stu­die SHIP die Zusam­men­set­zung des Stuhl­mi­kro­bi­oms mittels Sequen­zie­rung der bakte­ri­el­len Erbinfor­ma­ti­on (16S rRNA) analy­siert. Neben vielen anderen Fakto­ren haben die Wissen­schaft­ler sowohl die Konzen­tra­ti­on von Elasta­se, einem Verdau­ungs­en­zym der Bauch­spei­chel­drü­se, im Stuhl gemes­sen, als auch die stimu­lier­te Ausschei­dung von Pankre­as­saft in den Dünndarm mittels Kernspintomographie.

Eine vermin­der­te Konzen­tra­ti­on der Elasta­se war mit starken Verän­de­run­gen der Zusam­men­set­zung und Arten­viel­falt des Mikro­bi­oms verknüpft. Beispiels­wei­se fanden sich ein Anstieg der eher gesund­heits­schäd­li­chen Prevotel­la-Bakte­ri­en und eine Abnah­me der gesund­heits­för­der­li­chen Bacte­ro­ides-Arten. Der Einfluss des Volumens des Pankre­as­saf­tes auf die Vielfalt der Bakte­ri­en­stäm­me war dabei deutlich gerin­ger als die Konzen­tra­ti­on des Verdau­ungs­en­zyms Elastase.

So schreibt das Medizi­ni­sches Versor­gungs­zen­trum an der Univer­si­täts­me­di­zin Greifs­wald GmbH.

kPNI: Microbiomdiagnostik und Maldigestion

Eine vermin­der­te Funkti­ons­fä­hig­keit der Bauch­spei­chel­drü­se kann mannig­fal­ti­ge Ursachen haben. Ernäh­rungs­feh­ler, Stress oder aber eine Insulin­re­sis­enz können hier Einfluß nehmen.
Zu einer guten und umfang­rei­chen Diagnos­tik des Micro­bi­oms gehören demzu­fol­ge ergän­zen­de Parame­ter der Maldi­ges­ti­on wie Verdau­ungs­rück­stän­de, Pankrease­la­sta­se oder Gallen­säu­ren etc.

Foto Nelson Marques (123rf.com)

Hören Sie hierzu auch gerne den kPNI- Podcast Nr.60.

Wenden Sie sich bei Fragen zur Micro­biom­dia­gnos­tik auch gerne direkt an die Praxis am Sachsen­ring in Köln, Ihre Praxis für Ernäh­rungs­be­ra­tung, kPNI und Gesundheitscoaching.

 

Ihre Heilprak­ti­ker- Praxis, Praxis für KPNI

Birgit Schroe­der, Master in kPNI