Reizdarm, Fruktosemalabsorption oder wenn Obst depressiv macht

Liebe Leser*innen,

das Thema Frukto­se­into­le­ranz bzw. Frukto­se­mal­ab­sorp­ti­on ist v.a. ein wichti­ges Thema für alle Patient*innen, die unter Verdau­ungs­be­schwer­den leiden und sich mit der Diagno­se Reizdarm nicht zufrie­den geben wollen. Der Reizdarm äußert sich durch typ. Sympto­me wie Blähbauch, Flatu­len­zen, Durch­fall und oder Verstop­fung. Zudem können Beschwer­den auftre­ten wie:

  • Völle­ge­fühl
  • Gefühl, dass sich der Darm beim Stuhl­gang nicht völlig entleert
  • Schleim­auf­la­ge­run­gen auf dem Stuhl

Es sind aber auch häufig Bauch­schmer­zen zu beobach­ten, die sich zu einem brennen­den, stechen­den Dauer­schmerz auswei­ten können oder sich durch krampf­ar­ti­ge Schmer­zen äußern, die in Wellen auftre­ten können. Aber auch Seiten­ste­chen-artige Schmer­zen werden beschrie­ben bis hin zu
dumpfen Schmer­zen, wie ein ständi­ges Druck­ge­fühl im Unterbauch.

mögliche Ursachen eines Reizdarmes

Da dieser Sympto­men­kom­plex viele Ursachen haben kann, ist an dieser Stelle eine gute und umfas­sen­de Diagnos­tik sehr wichtig. Mögli­che Ursachen für eine Reizdarm­pro­ble­ma­tik können Intoleranzen/ Malab­sorp­ti­ons­stö­run­gen sein wie Lacto­se, Frukto­se oder Sorbit. Aber auch eine Dünndarm­fehl­be­sied­lung oder eine funktio­nel­le Bauch­spei­chel­drü­sen­in­suf­fi­zi­enz kommen als Ursache in Frage. Ebenso eine chroni­sche Stress­be­las­tung, die das Darmner­ven­sys­tem in eine Dysba­lan­ce bringt.

Calas Podcast und die Praxis am Sachsen­ring Photo:123 Stockphoto

 

 

In diesem Blogbei­trag soll nun passend zum aktuel­len Podcast die Frukto­se näher beleuch­tet werden.

Fruktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption

Mit der Nahrung aufge­nom­me­ne Frukto­se wird in der Leber verstoff­wech­selt. Hierzu wird ein Enzym benötigt, welches genetisch bedingt stark beein­träch­tigt sein kann. So kommt es zu einer Anhäu­fung eines Frukto­se­zwi­schen­pro­duk­tes in den Zellen mit gravie­ren­der toxischer Wirkung. Diese sog. heridi­tä­re Frukto­se­into­le­ranz (HFI) ist somit eine Frukto­se-Stoff­wech­sel­stö­rung, bei der leber­to­xi­sche Stoff­wech­sel­pro­duk­te entste­hen, die bis zu einer Leber­in­suf­fi­zi­enz führen können.
Säuglin­ge werden oft nach dem Abstil­len und der Zufuhr von frukto­se­hal­ti­ger Kinder­nah­rung klinisch auffäl­lig. Es kann zu ausge­präg­ten Unter­zu­cke­run­gen mit Erbre­chen, Schweiß­aus­brü­chen und neuro­lo­gi­schen Sympto­men bis hin zu Krampf­an­fäl­len, Lethar­gie und Gedeih­stö­run­gen kommen.

Eine sog. HFI ist selten und wird mitun­ter bis in das Erwach­se­nen­al­ter nicht diagnos­ti­ziert, da die Betref­fen­den häufig eine Abnei­gung gegen Süßes und Obst entwi­ckeln und nicht verzeh­ren. Die Diagno­se kann mittels moleku­lar­ge­ne­ti­schen Tests ermit­telt werden (Frukto­se­into­le­ranz-Gentest). Bei einer posti­ven Diagnos­tik muss eine frukto­se­freie Ernäh­rung erfolgen.

Fruktosemalabsorption

Zur Frukto­se­into­le­ranz muss eine Frukto­se­mal­ab­sorp­ti­on abege­grenzt werden. Hierbei handelt es sich um eine Störung der Aufnah­me von Frukto­se über sog. Glut- 5 Trans­por­ter in der Dünndarm-schleim­haut. Wird die Frukto­se im Dünndarm nur unzurei­chend resorbiert/aufgenommen, gelangt sie in den Dickdarm und wird hier von den anwesen­den Darmbak­te­ri­en fermen­tiert. Es entste­hen Gärungs­ga­se wie Wasser­stoff und Methan, die Blähun­gen, Völle­ge­fühl, Schmer­zen etc. zur Folge haben können.

Diagnostik der Fruktosemalabsorption

Da die Gärungs­ga­se über das Blut in die Lunge gelan­gen, kann die Fruktosemalbsorption

mittels H2-Atemtest (Frukto­se­be­las­tungs­test) diagnos­ti­ziert werden. Bei der Durch­füh­rung werden 25 g Frukto­se in 250 ml Wasser (Kinder 1g/kg Körper­ge­wicht) gelöst. Vorher und in 20-minüti­gen Abstän­den über 3 h wird die H2-Konzen­tra­ti­on in der Atemluft gemes­sen. Steigen diese gemes­se­nen Werte über Referenz­wer­te an, ist der Test postiv und es kann eine Aussa­ge über die Schwe­re der Malab­sorp­ti­ons-störung getrof­fen werden.

Fruktosemalabsorption, Depressionsneigung und mehr

Reizdarmpatient*innen mit einer Frukto­se­mal­ab­sorp­ti­on berich­ten häufig zusätz­lich über psychi­sche Verän­de­run­gen. Studi­en zeigen, dass die Frukto­se­mal­ab­sorp­ti­on mit signi­fi­kant höheren Depres­si­ons-Scores im Vergleich zu Perso­nen mit normaler

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Frukto­se­re­sorp­ti­ons­ka­pa­zi­tät einher­geht. Die Ursache hierfür liegt in folgen­dem Zusammenhang:

Durch die Malab­sorp­ti­on verbleibt vermehrt Fructo­se im Darm, die sich dann verstärkt an das durch die Nahrung aufge­nom­me­ne Tryptop­han binden kann. Durch die Bindung wird die Aufnah­me in den Körper verhin­dert. Eine unzurei­chen­de Tryptop­han­ver­sor­gung führt zu einer Vermin­de­rung der Serotonin­syn­the­se und dadurch zu mögli­chen depres­si­ven Verstim­mun­gen. Dieses unzurei­chen­de Tryptop­han­ver­sor­gung läßt sich einfach über eine Stuhl­un­ter­su­chung bestim­men. Da Seroto­nin neben der Stimmung aber noch weite­re Aufga­ben im Körper erfüllt können zusätz­lich Sympto­me wie „Süßhun­ger“, Schlaf­stö­run­gen, Apetit­re­gu­la­ti­ons­stö­run­gen, Verän­de­run­gen der Libido etc. auftreten.

Fruktosemalabsorption und Mikronährstoffmangel

Eine häufi­ge Beobach­tung ist außer­dem, dass eine Frukto­se­mal­ab­sorp­ti­on in der Folge zu Mikro­nähr­stoff­man­gel führen kann. Häufig lassen sich Zinkman­gel­zu­stän­de diagnos­ti­zie­ren sowie ein Folsäu­re­man­gel. Eine diagnos­ti­sche Abklä­rung ist hier ebenso empfeh­lens­wert. Lesen Sie dazu gerne mehr unter: Mikro­nähr­stoff­the­ra­pie bzw. Labor­dia­gnos­tik.

Therapie der Fruktosemalabsorption

Eine allei­ni­ge Karenz von frukto­se­hal­ti­ger Nahrung führt häufig nicht zu zufrie­den­stel­len­den Ergeb­nis­sen. Wie im Podcast erklärt, können Darmbak­te­ri­en ein Enzym produ­zie­ren, welches Frukto­se in Gluco­se umwan­deln kann. Hier ist also eine geziel­te Darmsa­nie­rung eine absolut unter­stüt­zen­de und lösungs­ori­en­tier­te Maßnah­me. Ebenso können die erwähn­ten Trans­port­sys­te­me- die Glut- 5- Trans­por­ter-, durch eine fett- und eiweiss­rei­che Nahrung vermehrt expres­siert werden. Ebenso muss auf das Thema Sorbit in Nahrung einge­gan­gen werden.

Sorbit und Fruktosemalabsorption

Sorbit und Frukto­se kommen häufig in den gleichen Lebens­mit­teln in hohen Mengen vor (Trocken­obst, Stein­obst, Kernobst). Da Sorbit im Darm die Frukto­se­auf­nah­me hemmt, kann sich bei bestehen­der Frukto­se­mal­ab­sorp­ti­on die Sympto­ma­tik bei Sorbit­kon­sum verschlim­mern. Hinzu kommt, dass beim Abbau von Sorbit Frukto­se entsteht und sich so die Frukto­se weiter anhäu­fen kann. Viele indus­tri­ell gefer­tig­te Produk­te enthal­ten Sorbit als Zusatz­stoff. Daher ist beim Einkauf ein Blick auf die Zusatz­lis­te und die E-Nummern wichtig. In sämtli­chen Backwa­ren, kalorien­ar­men Softdrinks, Kaugum­mis und vielen weite­ren indus­tri­ell gefer­tig­ten Produk­ten ist der Zucker­aus­tausch­stoff Sorbit enthal­ten (E 420). Aber auch Nahrungs­er­gän­zungs­mit­tel und kalorien­re­du­zier­te Lebens­mit­tel können Sorbit enthal­ten. Da wie bereits beschrie­ben beim Abbau von Sorbit Frukto­se entsteht, kann die Einnah­me derar­ti­ger Produk­te die Sympto­ma­ti­ken verstärken.

TIPP:

Schau­en Sie gerne bei meiner Kolle­gin Frau Carmen-Danie­la Leuschen vorbei. Sie hat ein Kochbuch geschrie­ben mit wunder­ba­ren Rezep­ten für die Zeit der Fructo­se­ka­renz. Ich freue mich sehr, dass ich zu dieser Rezep­te­samm­lung mit einem Vorwort beitra­gen durfte. Hier der Link.

Fazit:

Der Reizdarm kann mannig­fäl­ti­ge Ursachen haben und sollte umfas­send diagnos­ti­ziert werden. Gerne können Sie diesbe­züg­lich Kontakt mit der Praxis am Sachsen­ring in Köln aufnehmen.

Ihre Heilprak­ti­ker-Praxis

Birgit Schroe­der, Master in KPNI