Schilddrüse und die Bedeutung des reverse t3

 Liebe Leser*innen,
in diesem Blogbei­trag möchte ich Ihnen die Schild­drü­se und die Bedeu­tung des Rever­se rT3 näher bringen. Seit vielen Jahren hat die funktio­nel­le Medizin die Bedeu­tung des vollstän­di­gen Schild­drü­sen­la­bors erkannt und deshalb bereits in ihr diagnos­ti­sches Konzept einge­baut. Die Bestim­mung des TSH- Wertes reicht bei weitem nicht aus, um eine Aussa­ge über eine gut funktio­nie­ren­de Schild­drü­se treffen zu können.

Schilddrüsenstatus: mehr als nur TSH

Der komplet­te Schild­drü­sen­sta­tus umfasst die folgen­den Parameter:

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▪ TSH
▪ freies T4 (fT4)
▪ freies T3 (fT3)
  • Antikör­per- Bestimmung:
  • Thyreo­glo­bu­lin-Antikör­per ( TG- Antikörper)
  • Thyre­oper­oxi­da­se-Antikör­per (Anti-TPO-Antikör­per)

Als  wichti­ges Steue­rungs­hor­mon zählt das in der Hypophy­se gebil­de­te TSH (Thyreo­idea-stimu­lie­ren­des Hormon, Thyreo­tro­pin). Es wirkt stimu­lie­rend auf Wachs­tum, Iodauf­nah­me und Hormon­bil­dung der Schild­drü­se. Wie gut die Schild­drü­se letzt­end­lich arbei­tet, läßt sich aber nur über das aktive Hormon t3 bestim­men. Deshalb gehören die Bestim­mung von t4 und t3 zu einer umfäng­li­chen Schild­drü­sen­dia­gnos­tik unabding­bar dazu; ebenso wie die Bestim­mung von Schild­drü­sen-Ak. Dies ist insofern wichtig, da sich hier bereits autoim­mu­no­lo­gi­sche Prozes­se zeigen können bevor das bei einer Ultra­schall­un­ter­su­chung ersicht­lich ist.Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) sind gegen das Enzym Thyre­oper­oxi­da­se gerich­te­te Antikör­per und Anti- Thyreo­glo­bu­lin-Ak sind gegen das Schild­drü­sen­spei­che­rei­weiß (Thyreo­glo­bu­lin) gerich­tet, die beide auf eine Autoim­mun­thy­reo­pa­thie hindeu­ten (Hashi­mo­to-Thyreo­di­tis).

Lesen Sie hier mehr zur zum Fallbei­spiel Hashi­mo­to: ein langer Weg zur Diagnose.

Weitere Schilddrüsenwerte: Schilddrüsenbindendes Globulin (TBG)

Darüber hinaus können weite­re Schild­drü­sen­wer­te hilfreich sein, um die Schild­drü­sen­funk­ti­on beim Patien­ten zu optimie­ren. Ein Bespiel hierfür ist das Schild­drü­sen-binden­de Globu­lin (TBG), welches ein Maß für die gespei­cher­ten Hormo­ne der Schild­drü­se darstellt. TBG wird von der Leber produ­ziert. Bei verschie­dens­ten Krank­hei­ten, insbe­son­de­re aber bei Leber­er­kran­kun­gen, verän­dert sich die Menge seiner Produk­ti­on. Auch einige Medika­men­te können sich nachtei­lig auswir­ken: So kann zum Beispiel die Verwen­dung von exoge­nem Östro­gen die TBG-Werte erhöhen. Aber nicht nur Medika­men­te, sondern auch ein Proges­te­ron­man­gel, wie er z.B. im Rahmen der Präme­no­pau­se typisch ist, führt zu einer relati­ven Östro­gen­do­mi­nanz mit den eben genann­ten Auswirkungen.
Lesen Sie gerne mehr zum Thema Frauen­ge­sund­heit: mit mehr Wissen in die Wechsel­jah­re in meinem letzten Blogbeitrag.

Weitere Schilddrüsenwerte: rT3

In den Folli­keln der Schild­drü­se werden Triiod­ty­ro­nin (T3) und Thyro­xin (T4) durch Iodis­a­ti­on der Amino­säu­re Thyro­nin gebil­det. Das benötig­te Iod muss über die Nahrung aufge­nom­men werden. T3 und T4 werden im Verhält­nis 1:10 in das periphe­re Blut abgege­ben, wo sie zu mehr als 99% an die Serum­pro­te­ine gebun­den vorlie­gen. Beide Hormo­ne können jedoch nur in ungebun­de­ner, freier Form als fT3 oder fT4 in die Zielzel­len aufge­nom­men werden, wobei fT3 das eigent­lich stoff­wech­sel­ak­ti­ve Hormon darstellt.
Während T4 ausschließ­lich in der Schild­drü­se produ­ziert wird, entsteht T3 zu etwa 80% in der Periphe­rie durch Konver­si­on von T4. Da diese Deiodie­rung (ein Jodatom wird entfernt) überwie­gend in der Leber geschieht, wird verständ­lich, warum Störun­gen der Leber­funk­ti­on Verän­de­run­gen des Schild­drü­sen­stoff­wech­sels nach sich ziehen können.
Das rever­se T3 (rT3) ist ein biolo­gisch unwirk­sa­mer Metabolit (Stoff­wech­sel­pro­dukt), der vor allem bei niedri­gem Bedarf an Schild­drü­sen­hor­mo­nen oder im Rahmen einer Konver­si­ons­stö­rung des T4 zu T3 entsteht. Die Bestim­mung von rT3 ist nach ausführ­li­cher Anamne­se und v.a. frustra­ner Hormon­the­ra­pie mit T4-Monoprä­pa­ra­ten bedeutsam.
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Schilddrüse und die Wirkungsweise t 3/ ft3

fT3 und rT3 beset­zen diesel­ben Rezep­tor­stel­len. Jedoch wird T3 den Rezep­tor dabei aktivie­ren, rT3 aber nicht. Bei einer hohen rT3-Produk­ti­on kann der Patient auch dann, wenn die Werte normal erschei­nen, Sympto­me einer Hypothy­reo­se aufwei­sen. Hoch-norma­le oder erhöh­te rT3-Werte können deshalb eine vermin­der­te Schild­drü­sen­funk­ti­on anzei­gen. Patient*innen die unter einem chroni­schen Erschöp­fungs­syn­drom (chronic fatigue syndrom) leiden, haben in etwa 16% der Fälle ein low t3-Syndrom.  Ein hoher rT3 - Wert ist häufig auch Folge einer mitochon­dria­len Dysfunktion.
Lesen Sie mehr zur mitochon­dria­len Dysfunk­ti­on hier.

Folglich kann jeder Krank­heits­pro­zess, der mit einer mitochon­dria­len Dysfunk­ti­on assozi­iert ist, mit hoch-norma­len oder erhöh­ten rT3-Werten assozi­iert sein, so zum Beispiel:

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▪Insulin­re­sis­tenz
▪Adipo­si­tas
▪Depres­si­on
▪Angst­zu­stän­de
▪chroni­sche Müdigkeit
▪Fibro­my­al­gie
▪Migrä­ne
▪chroni­sche Infektionen
▪Herzkreis­lauf­erkran­kun­gen
▪Entzün­dun­gen und chroni­sche Erkrankungen
▪Hyper­cho­le­ste­rin­ämie und Hypertriglyceridämie

Schilddrüse und Mikronährstofftherapie

Auch Stress­ab­bau ist wichtig, da chroni­scher Stress Corti­sol im Körper erhöht. Dies wieder­um verrin­gert die Umwand­lung von T4 zu T3 und kann zu einem Anstieg von rT3 führen.
Wenn vorhan­den, müssen sowohl Selen- als auch Jodman­gel behan­delt werden. Ebenso spielt Eisen eine wichti­ge Rolle im Schild­drü­sen­stoff­wech­sel. Füllen Sie nicht einfach Ihren Eisen­spei­cher auf, wenn Ihre Eisen­wer­te niedrig sind: Niedri­ge Eisen­spie­gel können zwar  mit hohen rT3-Werten assozi­iert sein. Liegt im Körper aller­dings eine Entzün­dung vor, ist die einfa­che Eisen­ga­be fehler­haft. Die Behand­lung mögli­cher Infek­tio­nen steht im Vordergrund.
Lesen Sie gerne mehr zur Mikro­nähr­stoff­the­ra­pie hier.

Schilddrüse und erworbene Mitochondropathie

Liegt den Sympto­men eine erwor­be­ne Mitochon­dro­pa­thie zugrun­de, muss das verura­schren­de mitochon­dria­le Problem behan­delt werden. Dies läßt sich hervor­ra­gend durch innova­ti­ve Diagnos­tik z.B. des BHI erfassen.
Bei einem auffäl­li­gen Ergeb­nis müssen die Mitochon­dri­en mit Nährstof­fen  wie NADH; alpha-Lipon­säu­re, Q10 etc.) getankt werden, ein Höhen­trai­ning kann ebenfalls indiziert sein.
Lesen Sie gerne mehr zum IHHT in Köln: Hypoxie-Höhen­trai­ning hier.

Wie kann man ein hoch-normales oder erhöhtes rT3-Niveau optimieren?

Grund­sätz­lich gilt es die Ursache zu thera­pie­ren, die zu einer Erhöhung des rt3 geführt hat. Das bedeu­tet, dass es darum geht sich eine Stress­be­las­tung genau­er anzuschau­en z.b. durch eine VNS-Analy­se oder ein Cortisol­ta­ges­pro­fil, die Ursache für Entzün­dun­gen heraus­zu­fin­den z.b. ein Leaky- Gut und dies zu thera­pie­ren, oder eine erwor­be­ne Mitochon­dro­pa­thie zu thera­pie­ren, um nur einige Beispie­le zu nennen. Schul­me­di­zi­nisch kann über eine Umstel­lung der Schild­drü­sen­hor­mo­ne thera­piert werden.

Schulmedizinische Optimierung bei hoch-normalem oder erhöhtem rT3-Niveau

Da sich rT3 aus der Konver­si­on von T4 ablei­tet, verrin­gert man die T4-Dosis oder setzt das T4 (L-Thyro­xin) ganz ab. Man kann dem Patien­ten jetzt kleine Dosen von T3 (Thybon) oder ein Kombi­na­ti­ons­prä­pa­rat, bestehend aus T4 und T3 (Novothy­ral), geben. Dies senkt das TSH und damit die Produk­ti­on von T4 durch die Schild­drüse und folglich die unerwünsch­te Umwand­lung von T4 in rT3.

Fazit:

Hoch-norma­le oder erhöh­te rT3-Werte sind eine der besten Messun­gen zur Feststel­lung eines regel­rechten Schild­drü­sen­trans­ports in die Zelle.
Ihre Heilprak­ti­ker- Praxis in Köln
Birgit Schroe­der, Master in cPNI
Litera­tur­tipp:
  • Für die Schild­drü­se- gegen den Starr­sinn, Stop the Thyro­id- Mannes, Janie Bowthorpe
  • Jod, das Standard­werk zum verges­se­nen Heilmit­tel, Kyra und Sascha Kauff­mann, Systemed