Liebe Leser*innen,
in diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen die Schilddrüse und die Bedeutung des Reverse rT3 näher bringen. Seit vielen Jahren hat die
funktionelle Medizin die Bedeutung des vollständigen Schilddrüsenlabors erkannt und deshalb bereits in ihr diagnostisches Konzept eingebaut. Die Bestimmung des TSH- Wertes reicht bei weitem nicht aus, um eine Aussage über eine gut funktionierende Schilddrüse treffen zu können.
Schilddrüsenstatus: mehr als nur TSH
Der komplette Schilddrüsenstatus umfasst die folgenden Parameter:
123.stockphoto:
jarun011
▪ TSH
▪ freies T4 (fT4)
▪ freies T3 (fT3)
- Antikörper- Bestimmung:
- Thyreoglobulin-Antikörper ( TG- Antikörper)
- Thyreoperoxidase-Antikörper (Anti-TPO-Antikörper)
Als wichtiges Steuerungshormon zählt das in der Hypophyse gebildete TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Thyreotropin). Es wirkt stimulierend auf Wachstum, Iodaufnahme und Hormonbildung der Schilddrüse. Wie gut die Schilddrüse letztendlich arbeitet, läßt sich aber nur über das aktive Hormon t3 bestimmen. Deshalb gehören die Bestimmung von t4 und t3 zu einer umfänglichen Schilddrüsendiagnostik unabdingbar dazu; ebenso wie die Bestimmung von Schilddrüsen-Ak. Dies ist insofern wichtig, da sich hier bereits autoimmunologische Prozesse zeigen können bevor das bei einer Ultraschalluntersuchung ersichtlich ist.Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) sind gegen das Enzym Thyreoperoxidase gerichtete Antikörper und Anti- Thyreoglobulin-Ak sind gegen das Schilddrüsenspeichereiweiß (Thyreoglobulin) gerichtet, die beide auf eine Autoimmunthyreopathie hindeuten (Hashimoto-Thyreoditis).
Lesen Sie hier mehr zur zum Fallbeispiel Hashimoto: ein langer Weg zur Diagnose.
Weitere Schilddrüsenwerte: Schilddrüsenbindendes Globulin (TBG)
Darüber hinaus können weitere Schilddrüsenwerte hilfreich sein, um die Schilddrüsenfunktion beim Patienten zu optimieren. Ein Bespiel hierfür ist das Schilddrüsen-bindende Globulin (TBG), welches ein Maß für die gespeicherten Hormone der Schilddrüse darstellt. TBG wird von der Leber produziert. Bei verschiedensten Krankheiten, insbesondere aber bei Lebererkrankungen, verändert sich die Menge seiner Produktion. Auch einige Medikamente können sich nachteilig auswirken: So kann zum Beispiel die Verwendung von exogenem Östrogen die TBG-Werte erhöhen. Aber nicht nur Medikamente, sondern auch ein Progesteronmangel, wie er z.B. im Rahmen der Prämenopause typisch ist, führt zu einer relativen Östrogendominanz mit den eben genannten Auswirkungen.
Lesen Sie gerne mehr zum Thema
Frauengesundheit: mit mehr Wissen in die Wechseljahre in meinem letzten Blogbeitrag.
Weitere Schilddrüsenwerte: rT3
In den Follikeln der Schilddrüse werden Triiodtyronin (T3) und Thyroxin (T4) durch Iodisation der Aminosäure Thyronin gebildet. Das benötigte Iod muss über die Nahrung aufgenommen werden. T3 und T4 werden im Verhältnis 1:10 in das periphere Blut abgegeben, wo sie zu mehr als 99% an die Serumproteine gebunden vorliegen. Beide Hormone können jedoch nur in ungebundener, freier Form als fT3 oder fT4 in die Zielzellen aufgenommen werden, wobei fT3 das eigentlich stoffwechselaktive Hormon darstellt.
Während T4 ausschließlich in der Schilddrüse produziert wird, entsteht T3 zu etwa 80% in der Peripherie durch Konversion von T4. Da diese Deiodierung (ein Jodatom wird entfernt) überwiegend in der Leber geschieht, wird verständlich, warum Störungen der Leberfunktion Veränderungen des Schilddrüsenstoffwechsels nach sich ziehen können.
Das reverse T3 (rT3) ist ein biologisch unwirksamer Metabolit (Stoffwechselprodukt), der vor allem bei niedrigem Bedarf an Schilddrüsenhormonen oder im Rahmen einer Konversionsstörung des T4 zu T3 entsteht. Die Bestimmung von rT3 ist nach ausführlicher Anamnese und v.a. frustraner Hormontherapie mit T4-Monopräparaten bedeutsam.
Wenn Sie mehr zur
Labordiagnostik der Praxis am Sachsenring in Köln erfahren möchten, dann klicken Sie
hier.
Schilddrüse und die Wirkungsweise t 3/ ft3
fT3 und rT3 besetzen dieselben Rezeptorstellen. Jedoch wird T3 den Rezeptor dabei aktivieren, rT3 aber nicht. Bei einer hohen rT3-Produktion kann der Patient auch dann, wenn die Werte normal erscheinen, Symptome einer Hypothyreose aufweisen. Hoch-normale oder erhöhte rT3-Werte können deshalb eine verminderte Schilddrüsenfunktion anzeigen. Patient*innen die unter einem chronischen Erschöpfungssyndrom (chronic fatigue syndrom) leiden, haben in etwa 16% der Fälle ein low t3-Syndrom. Ein hoher rT3 - Wert ist häufig auch Folge einer mitochondrialen Dysfunktion.
Folglich kann jeder Krankheitsprozess, der mit einer mitochondrialen Dysfunktion assoziiert ist, mit hoch-normalen oder erhöhten rT3-Werten assoziiert sein, so zum Beispiel:
▪Insulinresistenz
▪Adipositas
▪Depression
▪Angstzustände
▪chronische Müdigkeit
▪Fibromyalgie
▪Migräne
▪chronische Infektionen
▪Herzkreislauferkrankungen
▪Entzündungen und chronische Erkrankungen
▪Hypercholesterinämie und Hypertriglyceridämie
Schilddrüse und Mikronährstofftherapie
Auch Stressabbau ist wichtig, da chronischer Stress Cortisol im Körper erhöht. Dies wiederum verringert die Umwandlung von T4 zu T3 und kann zu einem Anstieg von rT3 führen.
Wenn vorhanden, müssen sowohl Selen- als auch Jodmangel behandelt werden. Ebenso spielt Eisen eine wichtige Rolle im Schilddrüsenstoffwechsel. Füllen Sie nicht einfach Ihren Eisenspeicher auf, wenn Ihre Eisenwerte niedrig sind: Niedrige Eisenspiegel können zwar mit hohen rT3-Werten assoziiert sein. Liegt im Körper allerdings eine Entzündung vor, ist die einfache Eisengabe fehlerhaft. Die Behandlung möglicher Infektionen steht im Vordergrund.
Schilddrüse und erworbene Mitochondropathie
Liegt den Symptomen eine erworbene Mitochondropathie zugrunde, muss das veruraschrende mitochondriale Problem behandelt werden. Dies läßt sich hervorragend durch innovative Diagnostik z.B. des BHI erfassen.
Bei einem auffälligen Ergebnis müssen die Mitochondrien mit Nährstoffen wie NADH; alpha-Liponsäure, Q10 etc.) getankt werden, ein Höhentraining kann ebenfalls indiziert sein.
Wie kann man ein hoch-normales oder erhöhtes rT3-Niveau optimieren?
Grundsätzlich gilt es die Ursache zu therapieren, die zu einer Erhöhung des rt3 geführt hat. Das bedeutet, dass es darum geht sich eine Stressbelastung genauer anzuschauen z.b. durch eine VNS-Analyse oder ein Cortisoltagesprofil, die Ursache für Entzündungen herauszufinden z.b. ein Leaky- Gut und dies zu therapieren, oder eine erworbene Mitochondropathie zu therapieren, um nur einige Beispiele zu nennen. Schulmedizinisch kann über eine Umstellung der Schilddrüsenhormone therapiert werden.
Schulmedizinische Optimierung bei hoch-normalem oder erhöhtem rT3-Niveau
Da sich rT3 aus der Konversion von T4 ableitet, verringert man die T4-Dosis oder setzt das T4 (L-Thyroxin) ganz ab. Man kann dem Patienten jetzt kleine Dosen von T3 (Thybon) oder ein Kombinationspräparat, bestehend aus T4 und T3 (Novothyral), geben. Dies senkt das TSH und damit die Produktion von T4 durch die Schilddrüse und folglich die unerwünschte Umwandlung von T4 in rT3.
Fazit:
Hoch-normale oder erhöhte rT3-Werte sind eine der besten Messungen zur Feststellung eines regelrechten Schilddrüsentransports in die Zelle.
Ihre Heilpraktiker- Praxis in Köln
Birgit Schroeder, Master in cPNI
Literaturtipp:
- Für die Schilddrüse- gegen den Starrsinn, Stop the Thyroid- Mannes, Janie Bowthorpe
- Jod, das Standardwerk zum vergessenen Heilmittel, Kyra und Sascha Kauffmann, Systemed
Weitere interessante Beiträge