Chronisch- entzündliche Darmerkrankungen (CED)- Linderung mit Ernährungsmedizin und KPNI

Liebe Leser*innen,

in diesem Blog stellt die Praxis am Sachsenring/ die Praxis für KPNI, Ihnen die chronisch- entzünd­li­chen Darmer­kran­kun­gen vor. Unter diesem Begriff werden die Krank­heits­bil­der des Morbus Crohn und der Colitis ulcero­sa zusam­men­ge­fasst. Der alter­na­tiv­me­di­zi­ni­sche Ansatz bestehend aus Ernäh­rungs­me­di­zin, Gesund­heits­coa­ching und ortho­mo­le­ku­la­rer Thera­pie bei der Behand­lung von CED Patien­ten wird häufig vernach­läs­sigt. Und das obwohl die Studi­en­la­ge eindeu­tig zeigt, wie positiv sich dieser flankie­ren­de Behand­lungs­an­satz auf das Befin­den der betrof­fe­nen Patien­ten auswirkt. Die KPNI vereint diese 3 Behand­lungs­an­sät­ze in einem Thera­pie­kon­zept.

Leitsymptomatik Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Der Leidens­druck und die Einschrän­kung der Lebens­qua­li­tät sind häufig massiv, da die Leitsym­pto­ma­tik chronisch- entzünd­li­che Darmer­kran­kun­gen gekenn­zeich­net ist durch häufi­ge Durch­fäl­le die mit einem allg. Kraft­ver­lust einher­ge­hen können. Dennoch unter­schei­den sich beide Erkran­kun­gen in den Sypto­men wie folgt:

Colitis ulcero­sa:
• Bluti­ge, schlei­mi­ge Durch­fäl­le, schub­wei­ser Verlauf
• Bauch­schmer­zen, oft krampf­ar­tig vor der Stuhlentleerung
• Gewichts­ver­lust, Kraftverlust
• Eventu­ell Fieber

Morbus Crohn:
• Regel­mä­ßig auftre­ten­de, oft schlei­mi­ge Durch­fäl­le, meist ohne Blut
• Wieder­keh­ren­de Bauch­schmer­zen, oft im rechten Unterbauch
• Manch­mal Gewichts­ver­lust und leich­tes Fieber

Wie und wo ist der Darm betroffen?

Foto Chris­tos Georghiou (123rf.com)

Das Krank­heits­bild des Morbus Crohn kann den gesam­ten Verdau­ungs­trakt, vom After bis zum Mund, betref­fen. Die entzünd­li­chen Prozes­se treten aber meist im Darmbe­reich auf, insbe­son­de­re im Bereich des Endab­schnit­tes des Dünndar­mes. Da dieser Abschnitt auch “termi­na­les Ileum” genannt wird, heisst der Morbus Crohn auch ” Ileitis termi­na­lis” (die Endung “-itis” bedeu­tet in der Medizin immer “Entzün­dung”). Die entzün­de­ten Darmab­schnit­te sind beim Morbus Crohn jedoch in der Regel nicht zusam­men­hän­gend - krank­haft verän­der­te und gesun­de Berei­che wechseln sich ab. An den Entzün­dungs­her­den sind sämtli­che Schich­ten des Darms befal­len, teilwei­se regel­recht zerstört.

Das Krank­heits­bild der Colitis ulcero­sa (übersetzt: “Dickdarm­ent­zün­dung mit Geschwü­ren”) unter­schei­det sich von der Crohn-Erkran­kung maßgeb­lich dadurch, dass die Entzün­dung auf den Bereich des Dickdarms begrenzt ist. Dieser ist hier konti­nu­ier­lich entzün­det. Die stärks­te Entzün­dung wird immer im Enddarm (Rektum) gefun­den. Befal­len ist anders als bei Morbus Crohn jedoch ausschließ­lich die Schleim­haut als obers­te Darmschicht.

chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen und gen. Disposition

Was die Erkran­kung konkret auslöst ist noch nicht vollstän­dig bekannt: Aller­dings spielt eine geneti­sche Dispo­si­ti­on beim Morbus Crohn eine stärke­re Rolle als bei der Colitis ulcero­sa. Aller­dings erklärt allein diese spezi­fi­sche Auffäl­lig­keit (z.B. im NOD2/­CAR­D15-Gen) nur ca. 50% der Crohn-Erkran­kun­gen. Es gibt von daher auch Betrof­fe­ne, die keine nachweis­ba­ren geneti­schen Verän­de­run­gen haben. Sicher belegt ist hinge­gen, dass Rauchen das Bild des Morbus Crohn triggert.

Phatophysiolgie von chronisch- entzündlichen Darmerkrankungen

Beide Erkran­kun­gen führen- etwas unter­schied­lich in der Phato­ge­ne­se- zu einem Zusam­men­bruch der Darmschleim­haut­bar­rie­re. Es resul­tiert eine patho­lo­gi­sche Aktivie­rung des Darmim­mun­sys­tems mit der Folge einer proin­flamm­a­to­ri­schen (-entzünd­li­chen) Zytokin­pro­duk­ti­on. Die Toleranz gegen die bakte­ri­el­le Darmflo­ra sinkt bzw. es kommt gehäuft zu Fehlern bei der Bakte­ri­ener­ken­nung. Bei der Phato­phy­sio­lo­gie des Morbus Chron erfolgt die Immun­sys­tem­ak­ti­vie­rung über eine sog. TH- 1- Antwort mit der maßgeb­li­chen Zytokin­pro­duk­ti­on von TNF- alpha, bei Colitis ulcero­sa erfolgt die Immun­sys­tem­ak­ti­vie­rung über eine sog. TH-2- Antwort mit der maßgeb­li­chen Zytokin­pro­duk­ti­on von IL-5 / 13.

schulmedizinische Therapie: v.a. die Bekämpfung der Entzündung

Amino­sa­li­zy­la­te (Mesala­zin)

Zur Linde­rung der Beschwer­den bei akuten Schüben stehen verschie­de­ne Medika­men­te zur Verfü­gung, die die Entzün­dung kurzfris­tig hemmen und besei­ti­gen sollen. Beide Krank­heits­bil­der werden in der leich­ten bis mittel­schwe­ren Form mit einem sog. Amino­sa­li­zy­la­te (Mesala­zin) behan­delt. Dieser Wirkstoff hemmt verschie­de­ne Enzyme, die entzün­dungs­för­dern­de Gewebs­hor­mo­ne (Zytoki­ne) bilden. Bei Entzün­dungs­pro­zes­sen sind zudem häufig aggres­si­ve Sauer­stoff­ver­bin­dun­gen (sog. Freie Radika­le) vermehrt vorhan­den, welche das Darmge­we­be zusätz­lich schädi­gen. Mesala­zin kann hier auch reakti­ve Sauer­stoff­spe­zi­es (ROS) neutra­li­sie­ren helfen.

Foto lculig (123rf.com)

Corti­cos­te­ro­ide (Stero­ide)

Ebenso kommen Wirkstof­fe der Familie der Corti­cos­te­ro­ide (Stero­ide) häufig zum Einsatz. Hierzu  gehört auch das körper­ei­ge­ne Hormon Corti­son, das der Mensch in Stress­si­tua­tio­nen automa­tisch selbst ausschüttet.

Viele Corti­cos­te­ro­id­me­di­ka­men­te wirken auf den ganzen Körper (syste­misch) mit dem Ziel Entzün­dun­gen zu hemmen. Jedoch gibt es auch Corti­cos­te­ro­ide, die den Wirkstoff haupt­säch­lich im Darm freiset­zen. So kann beispiels­wei­se eine spezi­el­le MMX®-Darreichungsform (MMX® Retard-Tablet­ten, z.Z. mit dem Wirkstoff Budeso­nid erhält­lich) die Abgabe des Wirkstof­fes auf den Darm konzen­trie­ren. Auch topisch angewen­de­te Stero­ide, zu denen rektal-appli­zier­te Produk­te wie Schäu­me und Spülun­gen gehören, sind hier zu nennen. Sie sind vor allem bei Colitis Ulcero­sa-beding­ten Entzün­dun­gen im Enddarm indiziert.

Immun­su­pres­si­va und Biologika

Bei schwe­re­ren Verläu­fen kommen auch sogenann­ten Immun­sup­pres­si­va zum Einsatz. Sie reduzie­ren künst­lich die im Falle einer Entzün­dung gestei­ger­te Aktivi­tät des körper­ei­ge­nen Abwehr­sys­tems. Dadurch wird die Entzün­dung vorüber­ge­hend zurückgedrängt.
Zur Anwen­dung gelan­gen in der CED-Thera­pie auch sogenann­te Biolo­gi­ka (Adali­mu­mab). Sie bekämp­fen die Entzün­dung mittels Antikör­pern, welche einen bestimm­ten Entzün­dungs­stoff (Zytokin) des Patien­ten angrei­fen (z.B. den bereits erwähn­ten TNF-alpha).

CED: Linderung mit orthomolekularer Therapie und Lebensmittel- Immunologie

Die Bedeu­tung des Microbioms

Eine wichti­ge Grund­la­ge der ergän­zen­den, flankie­ren­den ortho­mo­le­ku­la­ren Thera­pie ist die Behand­lung des Micro­bi­oms, da dieses eine entschei­den­de Rolle im Krankeits­ge­sche­hen spielt.
Die Gabe von Ballast­stof­fen - wie resis­ten­te Stärke oder Zellu­lo­se- werden durch die Verdau­ungs­en­zy­me nicht gespal­ten und durch die Darmbak­te­ri­en zu kurzzei­ti­gen Fettsäu­ren fermen­tiert. Hier ist v.a. das Butyrat zu nennen, welches zum einen die Zellen der Darmschleim­haut ernährt und zum anderen eine entzün­dungs­hem­men­de Eigen­schaft besitzt. Studi­en zeigen, dass durch resis­ten­te Stärke in einer bestimm­ten Dosie­rung die Anzahl akuter Schübe verrin­gert als auch die Revisi­on verlän­gert werden kann.

Calas Welt- der Podcast und die Praxis am Sachsenring

Hören Sie zum Thema Darm und Micro­bi­om auch gerne die Podcast- Folge Nr.35

Zudem zeigen mehre­re Studi­en, dass eine Kombi­na­ti­on aus Bifido­bak­te­ri­en und Lacto­bak­te­ri­en bei Colitis ulcero­sa Patien­ten die Krank­heits­ak­ti­vi­tät hemmen sowie eine Revisi­on aufrecht­erhal­ten können. Die Deutsche Gesell­schaft für Gastro­en­te­ro­lo­gie, Verdau­ungs- und Stoff­wech­sel­krank­hei­ten (DGVS) empfiehlt in Ihrer S3- Leitli­nie zu Colitis ulcero­sa zur Remis­si­ons­be­hand­lung bereits den Esche­richa- coli- Stamm- Bissle 1917 als Monospe­zi­es- Probio­ti­kum als Alter­na­ti­ve zu den bereits erwähn­ten Acyli­cy­la­ten (Mesala­zin). Die Kombi­na­ti­on als Lacto- und Bifido­bak­te­ri­en wurde noch nicht in die Leitli­ni­en aufgenommen.

Lebens­mit­tel- Immunologie

Neben einer Modula­ti­on des Micro­bi­oms ist es natür­lich unerläß­lich die Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten dahin­ge­hend zu verän­dern, dass sog. Antinu­tri­en­ten bzw. proent­zünd­li­che Nahrungs­mit­tel vom Einkaufs­zet­tel gestri­chen werden. Solche die das Entzün­dungs­ge­sche­hen modifi­zie­ren können, werden im Sinne der Lebens­mit­tel- Immuno­lo­gie vermehrt auf den Speise­plan gesetzt. Hier seien als Stoff­klas­se beispiels­wei­se Allicin, Epica­te­chin, Flavo­ni­de und Polyphe­no­le genannt.

Foto Kerdkan­no (123rf.com)

Ein Polyphe­nol ist der sekun­dä­re Pflan­zen­stoff Curcu­min - das aus dem Wurzel­stock der KURKUMA - Pflan­ze gewon­ne­nen wird. Curcu­min moduliert die Entste­hung reakti­ver Sauer­stoff­ra­di­ka­le, in die Entzün­dung invol­vier­te Enzyme sowie auch Zytoki­ne wie das TNF-alpha.
In einer irani­schen Studie von 2020 konnte z.B. gezeigt werden, dass die ortho­mo­le­ku­la­re Thera­pie mit Curcu­min - in einer entspre­chen­den Dosie­rung- bereits nach 8 Wochen einen nachweis­bar positi­ven Effekt auf die Krank­heits­ak­ti­vi­tät und Revisi­on von Patien­ten mit Colitis ulcero­sa hat.

Vitamin D und Immunsystem

Die Bedeu­tung von Vitamin D für das Immun­sys­tem habe ich vor kurzem bereits in einem Blogbei­trag vom 14.11.2020 berschrie­ben. Bezogen auf die chronisch- entzünd­li­chen Darmer­kran­kun­gen sei hier nochmals dezidiert erwähnt, dass Vitamin D immun­mo­du­lie­rend wirkt und die Synthe­se von TNF- alpha hemmt. Ein sehr bedeu­ten­der Entzün­dungs­me­dia­tor im Krank­heits­ge­sche­hen der CED. Weite­re Unter­su­chungs­er­geb­nis­se zeigen, dass CED Patien­ten häufig gerin­ge­re Vitamin D- Spiegel haben als gesun­de Kontroll­per­so­nen. Im Rahmen einer Studie konnte mit einer bestimm­ten Menge an Vitamin D die Rezidiv­ra­te bei Morbus Crohn deutlich gesenkt werden.

 

Nehmen Sie gerne Kontakt zu diesem Thema mit der Praxis am Sachsen­ring auf, Ihrer Heilprak­ti­ker­pra­xis in Köln für Ernäh­rungs­be­ra­tung, kPNI und Gesundheitscoaching.

Ihre kPNI - Praxis in Köln

Birgit Schroe­der, Master in kPNI

Litera­tur:

  • Higgins et.al., (2013), Resistant Starch: apromi­sin­g­die­ta­ry agent for the preven­ti­on treat­ment of inflamm­a­to­ry bowl disea­se, Current Oppini­on in Gastro­en­te­ro­lo­gy 29:190-194
  • Palum­bo et.al.(2016), The long-term effects of probio­tics in the thera­pie of colitis ulcero­sa : a clini­cal study, Biome­di­cal Papers of Univer­si­ty Czech Republic
  • Manso­o­ri et.al. (2020), The effect of curcu­min supple­men­ta­ti­on on cinical outco­mes and inflamm­a­to­ry makers in patients with ulcera­ti­ve colitis. Phyto­ther Research
  • O‘Sullivan, (2016): Is Vitamin D supple­men­ta­ti­on a viable treat­ment for Crohn‘s disea­se?, Expert Rev Gastro­en­te­ro­lo Hepatol 10(1):1-4