Liebe Leser*innen,
lesen Sie in diesem Blogartikel Auszüge aus dem Beitrag von Anja Jardine für die Ausgabe der NZZ vom 26.11.2022: ” Millionen Menschen finden Nacht für Nacht nicht in den Schlaf, wälzen sich hin und her, grübeln in Endlosschleife, während die Leuchtziffern des Weckers den Countdown zum Morgen zählen. Wie ein Laptop, der nicht heruntergefahren werden kann, weil sich einige Programme aufgehängt haben, sind bei klassischen Schlafstörungen Hirnregionen aktiv, die mit unserem Flucht-oder-Kampf-System in Verbindung stehen. Als Reaktion auf Sorgen, Angst oder Stress werden Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, der Puls geht hoch, die Körpertemperatur steigt, ebenso die Stoffwechselrate. Und damit all jene Funktionen, die der Schlaf normalerweise auf Nachtbetrieb herunterreguliert. Und so leuchtet das Display morgens immer noch.
Lesen Sie deshalb hier gerne mehr zum Thema Stressdiagnostik bzw. zur Stressmedizin.
Schlaf bedeutet Regeneration
Wie wichtig der Schlaf für den Organismus ist, läßt sich mit einem Wort beschreiben. Schlaf bedeutet Regeneration. So senkt Schlaf den Blutdruck, lässt das Mikrobiom im Darm gedeihen, verhindert Diabetes, reguliert den Appetit und somit das Körpergewicht. Im Wesentlichen hat sich das herumgesprochen, auch, dass Schlaf das wichtigste Werkzeug ist, um zu lernen und Erinnerungen abzuspeichern. Was jedoch unterschätzt wird, ist seine Bedeutung für das, was wir mentale Gesundheit nennen. Die Psyche und ihr Gleichgewicht. Analysen im Kernspintomografen zeigen, dass unsere Emotionszentren schon nach einer schlechten Nacht nicht mehr gleichermassen mit dem Kontrollzentrum im Stirnhirn verbunden sind wie nach gutem Schlaf.Noch vor fünfzehn Jahren sei er oft gefragt worden: «Wie kann ich meinen Schlaf effizienter gestalten?», sagt Ramin Khatami, Neurologe und Chefarzt der Abteilung für Schlafmedizin an der Klinik Barmelweid, doch in letzter Zeit bemerke er einen Wandel, eine grosse Sehnsucht nach gutem Schlaf.
«Schnell einschlafen, die ganze Nacht durchschlafen und morgens erholt aufwachen – das kennen viele gar nicht mehr.»
Klassische Schlafstörungen lassen sich gut korrigieren
Die große Mehrheit leidet unter klassischen Schlafstörungent. Jene also, die nicht einschlafen oder nicht durchschlafen können oder viel zu früh erwachen und sich den ganzen Tag kraftlos fühlen. Schlaflos sei jeder einmal, sagt Khatami, das sei normal bei Prüfungen, Trennungen, Stress am Arbeitsplatz. Treten solche Nächte aber mehr als dreimal pro Woche über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten auf, spricht man von einer Insomnie. «Der Schlaf ist aus dem Takt. Das können wir gut korrigieren, ohne Medikamente.»
Lesen Sie hierzu gerne mehr zum Therapieansatz Ihrer Heilpraktiker-Praxis in Köln zum Thema Infusionstherapie bzw. zur Mikronährstofftherapie oder klicken in vorhergehende Blogartikel zum Thema Q 10 bzw. zum Thema Stress schläft nicht.
Diagnostik im Schlaflabor
Khatami liest die Wellenlandschaften der Hirnströme im Schlaflabor seiner Patienten wie ein Musiker neue Kompositionen. In 30-Sekunden-Sequenzen dargestellt, ergäbe eine Nacht ausgedruckt etwa 300 Meter Papier pro Schläfer. Es braucht den geübten Blick des Schlafmediziners, um darin Ordnung zu erkennen, auch bei einem lehrbuchmässigen Schlafprofil.
Die Alpha-Wellen des Wachzustands werden nach wenigen Minuten von flachen, unregelmässigen Wellen abgelöst. «Alpha-Zerfall», sagt Khatami, das Wort treffe es gut; die Augen fangen an zu rollen, die Muskulatur entspannt sich und vollführt vereinzelte bizarre Zuckungen. Stadium eins: einschlafen.
Dann werden die Wellen höher und langsamer, sporadisch tauchen kurze, kräftige Ausbrüche elektrischer Aktivität auf, die man Schlafspindeln nennt. Sie agieren als Torwächter, die den Schlaf schützen, indem sie das Gehirn von Geräuschen abschirmen. Je kräftiger und häufiger sie auftreten, desto besser der Schutz. Sie kennzeichnen Stadium 2; jetzt schläft der Mensch. Die Sinnesorgane senden weiterhin Signale ans Gehirn, doch die werden im Thalamus blockiert. Die Aussenwelt erlischt, der Muskeltonus hat sich deutlich verringert, die Augen sind ruhig. Im Laufe der Nacht nimmt dieser Schlaf mehr als die Hälfte der Schlafzeit ein, ein wichtiges Stadium.
Je mehr Schlafspindeln, desto besser das Lernvermögen
Studien haben gezeigt: Je mehr Spindeln, desto grösser das Lernvermögen am nächsten Tag. Faktenwissen aus dem Kurzzeitgedächtnis, so die Hypothese, wird in andere Speicher übergeführt, um Platz zu schaffen. In den Morgenstunden ist die Konzentration der Spindeln besonders hoch. Wer nur sechs Stunden oder noch
weniger schläft, beraubt sich seiner Aufnahmefähigkeit am nächsten Tag.
Mit dem sich vertiefenden Schlaf werden die Hirnwellen immer höher und langsamer – und synchronisieren sich. Es ist, schreibt ein Schlafforscher, als würden die bisher vielstimmig kommunizierenden Hirnzellen in einen gemeinsamen, mantraartigen Gesang einstimmen. Dieser Einklang ermögliche die Verständigung zwischen entlegenen Hirnregionen, so dass ganze Datenpakete verschickt und archiviert werden könnten. Tiefschlaf. Er macht nur 20 Prozent des Schlafs aus, doch er ist existenziell.
Schlafende sind jetzt schwer zu wecken, sie liegen vollkommen ruhig, während alle Organe mit dem Wachstumshormon geflutet werden: Körperzellen fangen an, sich zu teilen und zu mehren, Kinder wachsen (schlafen sie schlecht, bleiben sie kleiner), Wunden heilen, im Knochenmark entsteht neues Blut, die Haut erneuert sich von innen, das Immunsystem rekrutiert neue Killerzellen und Antikörper, um für den nächsten Tag gerüstet zu sein. Eine Generalüberholung.
Erste Bewegungen künden das Ende des Tiefschlafs an, der Schlafende bewegt sich. Dann folgen ein paar Minuten im leichteren Schlaf, bevor etwas geschieht, was die Ersten, die es sahen, total verblüffte: Das Signal für die Muskelspannung wird plötzlich vollkommen flach, als sei der Mensch physiologisch gelähmt, während die Atmung unruhig wird und die Kurve für Augenbewegungen steile Wellen zeichnet, was schnellen Augenbewegungen entspricht, Englisch: rapid eye movement, kurz REM.
Dieser Schlaftyp wurde erst 1952 entdeckt und gibt bis heute Rätsel auf. «Mittlerweile wissen wir, dass er der Regulation der Körperenergie und der Emotionen dient», sagt Khatami. Im REM-Schlaf ist die gesamte Durchblutung auf das Gehirn konzentriert, und neurochemisch passiere etwas Einzigartiges: Noradrenalin, der Botenstoff des aktivierenden sympathischen Stresssystems, werde quasi auf null reguliert.
Dadurch, so die Annahme, können emotionale und sozial komplexe Erlebnisse, auch schmerzhafte, verarbeitet werden, was zum Beispiel bei der Bewältigung von Trauer helfe. Das Gehirn schaffe im Traum virtuelle Realitäten, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen. Forscher sehen darin eine Form der Assoziation, die auch Kreativität fördere, Lösungen hervorbringe.
In dieser immergleichen Abfolge ergeben der leichte Schlaf, der Tiefschlaf und der REM-Schlaf einen Schlafzyklus von etwa 90 Minuten, der sich vier- bis fünfmal pro Nacht wiederholt. Bei einem gesunden Schläfer dauert der Nachtschlaf sieben bis acht Stunden. Dann ist die Hardware überholt und die Software aktualisiert. Bei einem Insomnie-Patienten, so Khatami, sehe das Bild anders aus: Der Schlaf ist stark von kurzen und längeren Wachphasen durchsetzt, diese sogenannten Arousals machten den Schlaf «löchrig». Zudem dominiere oberflächlicher Schlaf, und es gebe wenig Tiefschlaf.
Vorprogrammierter Wach-Schlaf-Rhythmus
Zwei Faktoren bestimmen den Schlaf, einer davon ist unser circadianer Rhythmus. Er diktiert, wann wir schlafen und wann wir wach sein wollen. Nichts veranschaulicht das besser als Mimosa pucida. Die Pflanze klappt ihre Blätter morgens auf und abends zu wie Regenschirme. Lange nahm man an, sie reagiere auf das Sonnenlicht. Bis ein Franzose vor 250 Jahren auf die Idee kam, die Mimose in eine dunkle Kiste zu stellen. Und siehe da: Unbeeindruckt klappte sie weiterhin ihre Blätter auf und zu, im selben Takt wie zuvor.
Genauso ist es beim Menschen. Der durch die Erdrotation bedingte Wechsel von Licht und Dunkelheit beeinflusst seit Jahrmillionen die Entwicklung der Organismen auf dem Planeten, was sich im Genmaterial manifestiert hat. Biorhythmen bestimmen Potenz, Hormonspiegel, Wachstum, Körpertemperatur, Herzfrequenz, die Konzentration von Immunzellen im Blut, die Fettresorption im Darm, das Schmerzempfinden – alles in uns ist orchestriert.
Die Chinesen sprachen schon vor 5000 Jahren von Organ-Uhren, weil sie bemerkt hatten, dass Magen oder Leber zu unterschiedlichen Zeiten besonders aktiv wurden. Die moderne Chronobiologie bestätigt das: Jede Zelle hat ihre eigene «innere Uhr». Die Master-Clock all dieser Uhren vermuten Wissenschafter in einem Bündel von Nervenzellen oberhalb der Kreuzung der Sehnerven, suprachiasmatischer Nukleus genannt.
Allein am Schlaf sind zahlreiche Biorhythmen beteiligt: Die Ausschüttung des Nachthormons Melatonin nach Einbruch der Dunkelheit und die des Stresshormons Cortisol in den frühen Morgenstunden. Das Absenken der Körpertemperatur am Abend und das Wieder-Hochfahren am Morgen, ebenso von Blutdruck und Stoffwechsel. Das Hemmen der Urinproduktion sowie das Zügeln des Appetits sowie das Nachlassen der Empfindlichkeit für Wund- und Druckschmerz.
Völlig unabhängig davon, was wir tun, erreicht unsere Leistungsfähigkeit am späten Vormittag ihren Höhepunkt, einen zweiten am späten Nachmittag; nachts um drei hingegen sind wir zu nichts zu gebrauchen, ausser zum unglücklichen Grübeln. Tatsächlich ist das Stimmungstief um drei Uhr nachts auch Ergebnis des Hormonspiegels, deswegen sieht die Welt morgens schon wieder anders aus. Wie ein Metronom gibt der circadiane Rhythmus unserem Leben seinen Takt– auch dann, wenn wir ihn ignorieren. Wer die Nacht durch tanzt, spürt am nächsten Morgen trotz grossem Schlafmangel ein leichtes Hoch.
Dass unser Rhythmus fest installiert ist wie jener der Mimose, stellten zwei Schlafforscher 1938 fest, als sie 32 Tage in der völlig lichtlosen Mommoth Cave in Kentucky verbrachten, einer der tiefsten Höhlen der Erde. Dort schliefen und wachten sie, wie es ihre Körper verlangten. Heraus kam ein fester Schlaf-Wach-Rhythmus von etwa 15 Stunden in Wachheit im Wechsel mit neun Stunden Schlaf.
Schlaf und die Eulen und die Lerchen
Jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus, die einen sind Frühaufsteher, die anderen Langschläfer, und die meisten liegen irgendwo dazwischen. Egal ob Lerche oder Eule, man kann seine Veranlagung nicht beeinflussen. Eulen haben es schwerer im Leben. Da sie in Schulalltag und Arbeitswelt gezwungen sind, mit den
Lerchen aufzustehen, aber erst spät einschlafen können, leiden viele unter chronischem Schlafmangel, was Depressionen, Angstzustände, Diabetes, Krebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigt.
Schläfrigkeit ist ein Stoff, der sich in den Zellen aufbaut
Der zweite Faktor, der unseren Schlaf bestimmt, ist der homöostatische Schlafdruck. Und an dem können wir schrauben! Intuitiv weiss jeder, was das ist. Je länger wir wach sind, desto müder werden wir. Und wenn wir geschlafen haben, ist der Schlafdruck weg. Das Verblüffende ist, dass es dafür ein organisches Korrelat gibt: chemische Stoffe, die sich im Gehirn bilden, wenn wir wach sind, und abgebaut werden, wenn wir schlafen.
Einer davon ist Adenosin. Es fällt als Abbauprodukt eines energiereichen Moleküls an, das von den Gehirnzellen für alles Mögliche verbraucht wird. Von dem Moment an, da wir morgens die Augen öffnen, kumuliert Adenosin in unseren Zellen. Je mehr sich ansammelt, desto schläfriger werden wir. Und wenn wir schlafen, wird Adenosin entsorgt.
«Die schmalen Spalte zwischen den Zellen öffnen sich, werden breit wie Autobahnen, so dass jede Menge Abfall aus den Zellen gespült werden kann», sagt Khatami. «Clearing the brain» nennt die Theorie den Vorgang. Es könnte sein, dass dies die Hauptaufgabe des Schlafs ist. «Die Tücke vieler Schlafmedikamente ist, dass sie Tiefschlaf vermindern und Schlaf vorgaukeln, der diese Hauptaufgabe allerdings nicht erfüllen kann», so Khatami.
Wichtig: «Diese Reinigung passiert im Tiefschlaf besonders gut. Je intensiver der Tiefschlaf, desto effizienter.» Bei zu wenig Tiefschlaf öffne sich der Spalt nicht genug, so dass auch andere Abbauprodukte wie zum Beispiel Amyloid, das mit Alzheimer in Verbindung gebracht werde, nicht aus den Zellen entsorgt werden könne. Wir wissen schon: «Wenig Tiefschlaf fördert Demenz.»
Lesen Sie mehr zum Thema Energie und zum Thema Höhentraining, auch eine Indikation bei Schlafstörungen hier.
Das Zauberwort heisst Schlafdruck
«Im Grunde ist es Mathematik», sagt Khatami. «Wer im Gleichgewicht ist, baut in der Nacht so viel Schlafdruck ab, wie er tagsüber aufgebaut hat, andernfalls nimmt man eine Restschuld mit in den nächsten Tag.» Ein einmaliger Schlafmangel bereite dem Gehirn wenig Probleme, da es die Fähigkeit habe, Schläfrigkeit, also Schlafdruck, in Tiefschlaf umzuwandeln.
«Je höher der Schlafdruck, desto länger und intensiver der Tiefschlaf.»
Entdeckt hat das Prinzip der homöostatischen Schlafregulation der Schweizer Schlafforscher Alex Borbély, in dessen Forschungslabor an der Universität Zürich Khatami vor zwanzig Jahren als Postdoc gearbeitet hat. Borbélys Entdeckung legte das Fundament für die Verhaltenstherapie, die heute als State of the Art in der Insomnie-Behandlung gilt. Khatami beschreibt sie so: «Wir produzieren Schläfrigkeit.»
Ist es nicht das, was Schlaflose ohnehin im Übermass haben? Leider nicht, sagt Khatami. Eben weil sie so müde seien, machten viele unwissentlich einen entscheidenden Fehler: «Sie legen sich tagsüber hin, halten ein Nickerchen, schlafen vor dem Fernseher ein oder gehen extra sehr früh ins Bett. Dadurch zerdehnen und verdünnen sie ihren Schlaf.» Schon 60 Minuten bauen etwa ein Drittel des Schlafdrucks ab, da das im Tiefschlaf passiere, und dieses Stadium komme schnell. Auch für gesunde Schläfer gebe es deswegen eine «forbidden zone» ab 17 Uhr, in der man sich nicht mehr hinlegen sollte. Danach bleibe zu wenig Zeit, um bis zur Nacht ausreichend Schlafdruck zu bilden.
Die optimale Schlaflänge
Im Bett darf nur noch geschlafen werden. Wer nachts aufwacht, soll das Bett verlassen, möglichst in ein anderes Zimmer gehen und im Dämmerlicht irgendetwas Monotones tun oder etwas Langweiliges lesen. Sobald die Augen wieder zufallen, zurück ins Bett.
Es sei wie bei einer Ampel, erklärt Khatami. «Rot heisst stehen, Grün gehen. Wir folgen dem, ohne nachzudenken. Wenn Rot aber mal gehen und mal stehen bedeutet, müssten wir jedes Mal eine Entscheidung treffen.» Menschen mit Schlafstörungen verbrächten zu viel Zeit schlaflos im Bett, irgendwann sei allein der Ort schon mit Angst verbunden. Und den gelte es nun wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zu widmen, dem Schlaf. Auch Patienten, die zwei Wochen stationär behandelt werden, gehen samstags nach Hause, um das eigene Bett quasi neu zu codieren.
«Die Schlafregulation funktioniert so gut wie immer», sagt Khatami. Sie sei extrem pragmatisch, zudem sehr fein und individuell regulierbar. Denn sobald man wieder nachts aufwache oder abends nicht einschlafe, gehe man einfach wieder eine Viertelstunde später ins Bett. «Die Essenz ist die: Über 24 Stunden hat das Gehirn eine gewisse Kapazität, Schlafdruck zu bilden, mehr geht nicht.» Und damit gilt es zu haushalten. Auf diese Weise könne jeder herausfinden, wie viel Schlaf er wirklich brauche.
Wie viel Schlaf ist optimal?
Manager oder Politiker behaupten manchmal, kaum Schlaf zu brauchen, maximal vier oder fünf Stunden pro Nacht. Aus medizinischer Sicht könnten sie genauso gut Kettenrauchen oder Übergewicht als Nachweis ihrer Belastbarkeit anführen. «Und auch was die Leistungsfähigkeit angeht, täuschen sie sich», sagt Khatami, das habe eine amerikanische Schlüsselstudie bereits vor zwanzig Jahren gezeigt. «Schon bei geringem Schlafmangel lässt die Konzentration als Erstes deutlich nach.»
Die Studienteilnehmer waren in Gruppen eingeteilt worden, die unterschiedlich viel Schlaf bekamen: gar keinen, vier, sechs oder acht Stunden pro Nacht. Das Ergebnis: Nach 24 Stunden ohne Schlaf nahmen die Konzentrationsaussetzer um 400 Prozent zu. Stichwort Sekundenschlaf. Eine wesentliche Ursache für Autounfälle, Flugzeugabstürze, Operationsfehler und ungezählt viele andere Schäden und Katastrophen in Wirtschaft und Gesellschaft. Nach zehn Tagen mit je sechs Stunden Schlaf pro Nacht – was für viele Alltag ist – war die Leistung der Teilnehmer so stark beeinträchtigt wie nach 24 Stunden komplett ohne Schlaf.
Das Erstaunlichste aber war: Während die komplett Schlaflosen sich selbst als hundemüde und ihre Fehleranfälligkeit als sehr hoch einschätzten, verspürten die Vier- oder Sechs-Stunden-Schläfer keine Zunahme der Schläfrigkeit und schätzten ihre eigene Fehleranfälligkeit keineswegs als erhöht ein. «Mit anderen Worten», so Khatami, «sie waren in den Tests grottenschlecht und merkten es nicht einmal mehr.»
Mindestens sieben Stunden Schlaf
Der Mensch braucht mehr als sieben Stunden Schlaf pro Nacht, um seine kognitive Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Sowie um Körper und Seele gesund zu erhalten.
Dafür, zusammenfassend, ein paar Ratschläge, frei nach Khatami:
- 1. Bei Schlafstörungen: Gehen Sie möglichst spät ins Bett, stehen Sie früh auf, und erlauben Sie sich keinen Tagschlaf! Erst wenn Ihr Schlaf wieder so «verdichtet» ist, dass Sie fünf Stunden im Bett vollständig durchschlafen, verlängern Sie Ihr nächtliches Schlaffenster um eine Viertelstunde. So steigern Sie Ihren Nachtschlaf schrittweise, bis Sie Ihre individuelle Dosis optimalen Nachtschlaf gefunden haben.
2. Tun Sie im Bett nichts anderes als schlafen (Sex ist auch erlaubt). Falls Sie nachts wach werden, setzen Sie sich im Dämmerlicht irgendwo anders hin und tun Sie etwas Monotones, bis Ihre Augenlider wieder zufallen.
3. (Und das gilt auch für jeden guten Schläfer): Verbannen Sie Laptop, Mobiltelefon, Fernseher aus Ihrem Schlafzimmer. Schalten Sie die Geräte ein, zwei Stunden vor dem Schlafengehen aus.
4. Gehen Sie möglichst immer zur selben Zeit ins Bett. Und behalten Sie auch am Wochenende Ihrem Rhythmus bei.
5. Schlafen Sie bei niedriger Temperatur, etwa 18 Grad.
6. Entlassen Sie sich selbst etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen aus der Pflicht. Falls es in Ihrem Kopf rotiert, machen Sie eine To-do-Liste für den nächsten Tag und legen Sie diese weg.
7. Kaffee, Alkohol, Nikotin stören den Schlaf. Verzichten Sie, oder stellen Sie ab dem frühen Nachmittag den Konsum ein.
Nehmen Sie bezüglich Ihrer Schlafstörungen gerne Kontakt mit der Praxis am Sachsenring auf, Ihrer Praxis für funktionelle Medizin, kPNI und Stressmedizin.
Ihre Heilpraktiker- Praxis in Köln
Birgit Schroeder, Master in kPNI