Chronischer Kopfschmerz und Migräne - unterstützende Therapieansätze

Liebe Leser*innen,

chroni­scher Kopfschmerz und Migrä­ne: dieser Blogbei­trag widmet sich diesen Schmerz­er­kran­kun­gen und wurde erstellt von der Redak­ti­on der Fachge­sell­schaft für Ernäh­rungs­the­ra­pie (Fet e.V.). Ich freue mich an dieser Stelle zu erwäh­nen Mitglied dieser Gesell­schaft zu sein.

“Die aktuel­le Studi­en­la­ge hat eine Reihe von mögli­chen Mecha­nis­men identi­fi­ziert, die die kopfschmer­z­aus­lö­sen­de Wirkung der Ernäh­rung erklä­ren könnten. Diese bezie­hen sich insbe­son­de­re auf die Auswir­kung bestimm­ter Nahrungs­be­stand­tei­le und Substan­zen, auf Neuro­pep­ti­de, Ionen­ka­nä­le und Rezep­to­ren sowie der Freiset­zung von Stick­stoff­mon­oxid, der Aktivie­rung des sympa­thi­schen Nerven­sys­tems, Gefäß­er­wei­te­run­gen und Verän­de­run­gen im zerebra­len Glukosestoffwechsel.”

Im folgen­den lesen Sie welche Aspek­te der Ernäh­rung und der Mikro­nähr­stoff­the­ra­pie Einfluß nehmen können.

Migräne und ketogene Ernährung

“Die ketoge­ne Diät (KD) wird bereits seit den 1930er Jahren inten­siv erforscht und stellt eine etablier­te Maßnah­me in der Thera­pie der Epilep­sie bei Kindern dar. Darüber hinaus zeigen Studi­en vielver­spre­chen­de Wirkun­gen hinsicht­lich neuro­lo­gi­scher Erkran­kun­gen wie ADHS und Migrä­ne – insbe­son­de­re wegen der Wirkung auf den Gehirn­stoff­wech­sel, die Freiset­zung von Neuro­trans­mit­tern sowie die neuro­na­le Inflammation.
Die klassi­sche KD sieht ein Verhält­nis der Haupt­nähr­stof­fe von 4 Teilen Fett zu 1 Teil Kohlen­hy­drat und Eiweiß vor. In der Regel beschränkt sich die tägli­che Aufnah­me von Kohlen­hy­dra­ten je nach Form auf 20-50 Gramm. Klini­sche Daten weisen darauf hin, dass die fettrei­che und extrem kohlen­hy­drat­re­du­zier­te Ernäh­rungs­form sich in vieler­lei Hinsicht positiv auf das Krank­heits­ge­sche­hen der Migrä­ne auswirkt. So kann eine ketoge­ne Diät das Auftre­ten einer Migrä­ne mögli­cher­wei­se verhin­dern, indem diese neura­len Entzün­dun­gen entge­gen­wirkt und den mitochon­dria­len Energie­stoff­wech­sel verbessert.”

Lesen Sie mehr zur Ernäh­rungs­be­ra­tung hier.

Migräne und Omega-3– und Omega-6-Fettsäuren

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“Der gestei­ger­te Verzehr von Omega-3-Fettsäu­ren aus natür­li­chen Lebens­mit­teln bei gleich­zei­ti­ger Reduk­ti­on Omega-6-reicher Fettquel­len kann die Kopfschmerz­in­ten­si­tät und -häufig­keit reduzie­ren [Ram 2021].
Dabei war der Effekt nach 16 Wochen am stärks­ten ausge­prägt, wenn die Zufuhr an Omega-3-Fettsäu­ren (z. B. Leinöl, Lachs) zu- und dieje­ni­ge an Omega-6-Fettsäu­ren (z. B. Schwei­ne­fleisch, tieri­sche Fette, Innerei­en, Soja-/Mais­keim­öl) abnahm. Ein messba­rer, aber gerin­ge­rer Effekt trat auf, wenn nur der Verzehr an Omega-3-Fettsäu­ren stieg, derje­ni­ge an Omega-6-Fettsäu­ren aber konstant blieb. Die Anzahl der Kopfschmerz­ta­ge reduzier­te sich um 2 bis 4 Tage; auch die Anzahl der Kopfschmerz­stun­den nahm ab. Einige konnten die Anzahl der einge­nom­me­nen Kopfschmerz­ta­blet­ten reduzie­ren. Eine gestie­ge­ne Lebens­qua­li­tät konnten die Teilneh­me­rIn­nen hinge­gen nicht bestätigen.”

Lesen zu Omega- 3- Fettsäu­ren gerne mehr in meinem Blogbei­trag vom 14.08.2022 bzw. hören Sie in den Podcast Nr. 91 von Calas Welt- der Podcast hier.

Migräne und Vitaminversorgung: z.B. Folsäure

“Menschen, die an Migrä­ne leiden nehmen im Vergleich zu Nicht-Migrä­ni­kern weniger Folat über die Nahrung auf [Sad 2016]. Neben Vitamin B12 ist Folat ein wichti­ger Kofak­tor für Enzyme wie die Methy­len­tetra­hy­dro­fo­lat-Reduk­ta­se (MTHFR), die eine wesent­li­che Rolle im Homocystein-stoff­wech­sel spielen. Spezi­fi­sche Mutatio­nen im MTHFR-Gen wurden mit einer erhöh­ten Präva­lenz von Migrä­ne assozi­iert. Zudem zeigen Studi­en, dass Migrä­ne­pa­ti­en­ten (v.a. mit Migrä­ne mit Aura) im Vergleich zu Kontrol­len signi­fi­kant höhere Homocystein­spie­gel in der Zerebro­s­pi­nal­flüs­sig­keit („Hirnwas­ser“) aufwei­sen [Iso 2010].
Studi­en zeigen, dass eine Supple­men­tie­rung von 25 mg Vitamin B6 und 400 μg Vitamin B12 sowie 2 mg Folsäu­re die Schwe­re der Kopfschmer­zen bei Perso­nen mit Migrä­ne mit Aura deutlich verrin­gern kann. Die beobach­te­ten Effek­te waren am stärks­ten ausge­prägt bei Perso­nen mit bestimm­ten Mutatio­nen im MTHFR-Gen [Men 2012, Lea 2009]. Im Vergleich dazu zeigte sich die Gabe von 1 mg Folsäu­re in Kombi­na­ti­on mit Vitamin B6 und B12 in einer aktuel­le­ren Studie als weniger wirksam [Men 2016].

Lesen Sie mehr zu geziel­ter Mikro­nähr­stoff­the­ra­pie hier.

Migräne und Mineralstöffe: z.B. Magnesium und Q 10

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“In Studi­en wurde gezeigt, dass Migrä­ne­pa­ti­en­ten vermin­der­te Konzen­tra­tio­nen der Mikro­nähr­stof­fe Ribofla­vin (Vitamin B2), Magne­si­um und Coenzym Q10 aufwei­sen. Die Mikro­nähr­stof­fe spielen eine wichti­ge Rolle bei der Energie­er­zeu­gung in den Mitochon­dri­en und sind an zahlrei­chen physio­lo­gi­schen Prozes­sen betei­ligt, die das Krank­heits­ge­sche­hen der Migrä­ne beein­flus­sen. Es wird daher vermu­tet, das ein Defizit an diesen Nährstof­fen in der Patho­ge­ne­se der Migrä­ne eine Rolle spielt.

In einer Studie wurde die Wirksam­keit einer geziel­ten Supple­men­tie­rung, die zuvor in einer kleine­ren Studie mit 31 Migrä­ne­pa­ti­en­ten getes­tet wurde, überprüft. Die teilneh­men­den Migrä­ne­pa­ti­en­ten erhiel­ten über 3 Monate entwe­der ein Place­bo oder ein spezi­el­les Nahrungs­er­gän­zungs­pro­dukt, das neben 400 mg Ribofla­vin, 600 mg Magne­si­um und 150 mg Coenzym Q10 noch weite­re Vitami­ne und Mineral­stof­fe enthielt [Gau 2015].
Zwar ließ sich eine Reduzie­rung der Kopfschmerz­ta­ge beobach­ten, jedoch war diese im Vergleich zur Place­bo­grup­pe statis­tisch nicht signi­fi­kant. Aller­dings konnte nach der 3-monati­gen Inter­ven­ti­on eine signi­fi­kant verrin­ger­te Schmerz­in­ten­si­tät und eine verbes­ser­te Lebens­qua­li­tät der Patien­ten festge­stellt werden.”

Lesen Sie mehr zu Q 10 im letzten Blogar­ti­kel und zur Diagnos­tik einer Mitochon­dro­pa­thie hier.

Kopfschmerzen und Hunger und Sättigung

Hunger wird von Migrä­ne­pa­ti­en­ten und Patien­ten anderer Kopfschmerz­er­kran­kun­gen mit einer Häufig­keit von etwa 30-75 % als Kopfschmerz­t­rig­ger angeben. Die kopfschmer­z­aus­lö­sen­de Wirkung von Hunger ist patho­ge­ne­tisch jedoch unklar.
Im Rahmen einer klini­schen Studie wurden 56 Schüle­rin­nen und Schüler, die seit mindes­tens 6 Monaten an häufi­gen Kopfschmer­zen litten, einem 19-stündi­gen Nahrungs­ent­zug ausge­setzt. Die Beobach­tun­gen bestä­tig­ten, dass Hunger bei Patien­ten mit Spannungs­kopf­schmerz und bei Migrä­ne­pa­ti­en­ten Kopfschmer­zen auslö­sen kann [Mar 1997].  Eine in den 1970er Jahren publi­zier­te Studie zeigte, dass Migrä­ne­pa­ti­en­ten, die insbe­son­de­re infol­ge von Hunger Kopfschmer­zen entwi­ckel­ten, im Rahmen eines 5-stündi­gen Gluko­se­to­le­ranz­tests eine Hypoglyk­ämie aufwie­sen. Unter einer blutzu­cker­re­gu­lie­ren­den Diät konnte bei 63 % der Proban­den eine Besse­rung der Kopfschmer­zen um 75 % beobach­tet werden [Dex 1978]. Es wird vermu­tet, dass eine Hypoglyk­ämie über eine Sympa­thi­kus­ak­ti­vie­rung zu Kopfschmer­zen führen könnte [Huf 2002].

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Lesen Sie mehr zur Diagnos­tik von einer erhöh­ten Sympa­thi­kus- Aktivie­rung hier.

Migräne und Neurotransmitter wie Serotonin

Auch der körper­ei­ge­ne Boten­stoff Seroto­nin, der vor allem im Darm und im Gehirn aus der Amino­säu­re L-Tryptop­han herge­stellt wird, nimmt eine bedeu­ten­de Rolle im Krank­heits­ge­sche­hen der Migrä­ne ein. Seroto­nin stimu­liert das Brech­zen­trum, beein­flusst neben der Stimmung auch das Schmerz­emp­fin­den, das Hunger­ge­fühl, die Körper­tem­pe­ra­tur und den Schlaf-Wach-Rhyth­mus. Zudem bewirkt freige­setz­tes Seroto­nin an den Blutge­fä­ßen der Hirnhaut eine Sekre­ti­on von Stick­stoff­mon­oxid (NO) und Entzün­dungs­me­dia­to­ren wie CGRP, was zur Gefäß­er­wei­te­rung und den migrä­ne­ty­pi­schen pulsie­ren­den Kopfschmer­zen führen kann.
Es wurde gezeigt, dass Migrä­ne­pa­ti­en­ten zwischen den Migrä­ne­at­ta­cken niedri­ge Seroto­nin­plas­ma­spie­gel aufwei­sen, es aber während der Attacke zu einer vermehr­ten Freiset­zung des stimmungs­steu­ern­den Hormons kommt [Fer1989]. Seroto­nin scheint in der Lage zu sein, den Migrä­ne­kopf­schmerz zu unter­drü­cken. Es wird angenom­men, dass Seroto­nin einen hemmen­den Einfluss auf den Raphe-Kern hat (Nucleus dorsa­lis raphe) hat.

Lesen Sie gerne mehr zu Seroto­nin in meinem Blogbei­trag zum Metabo­lom.

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Birgit Schroe­der, Master in kPNI