Liebe Leser*innen,
es freut mich sehr Ihnen in diesem 2. Blog mehr zur Dünndarmfehlbesiedlung mitzuteilen. Es war mir ein großes Anliegen mein bisheriges, erworbenes Wissen durch eine Fortbildung bei einem ausgewiesenen Spezialisten abzurunden. Dr.med.Thomas Bacharach ist erfolgreicher Absolvent des SIBO Mastery Programms von Dr. Nirala Jacobi, einer führenden SIBO-Expertin aus Australien. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Dr. Thomas Bacharach für seine hervorragende Fortbildung und den Aufbau eines -durch ihn geprüften- SIBO-Therapeuten- Fachkreises.
Hier finden Sie nun den entsprechenden Link, um einen Therapeuten in Ihrer Nähe zu finden. Der Bedarf gut ausgebildeter SIBO-Therapeuten ist enorm groß, dies läßt sich allein aus der Tatsache ableiten, dass 60-78 % der Reizdarmpatient*innen ursächlich an einer Dünndarmfehlbesiedlung leiden. Schätzungsweise 11% der Weltbevölkerung leidet an SIBO (small intestinal bacterial overgrowth- bakterielle Dünndarmüberfehlbesiedlung)- das sind mehrere Millionen Menschen. Dennoch fristet SIBO ein Schattendasein in der Riege der Magen-Darm-Erkrankungen. Vielleicht gehören Sie auch zu den Leser*innen, bei denen in der Vergangenheit bei unerklärlichen Magen-Darm Beschwerden, pauschal die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt wurde. Für Millionen Betroffene bedeutet SIBO ein Licht am Ende des Tunnels, denn hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, für die es eine Therapie gibt. Dank Herrn Dr. Bacharach und seines Engagements können wir Ihnen eine ganzheitliche Behandlung auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft bieten. In meinem ersten Blog über die Dünndarmfehlbesiedlung konnten Sie schon viel Wissenswertes erfahren und manch eine Leser*in findet sich hier in der Symptombeschreibung wieder. In diesem Blog möchte ich nun noch mehr auf mögliche Symptome eingehen und mögliche Therapieoptionen.
Symptome einer SIBO, einer Dünndarmfehlbesiedlung
Oft klagen die Patient*innen über einen extremen Blähbauch, der innerhalb der ersten Stunde nach dem Essen auftritt. Dieser entsteht durch die Gase, die die Bakterien im Dünndarm produzieren, wenn Sie sich an unserer Mahlzeit bedienen. Weitere magen- und darmspezifische Symptome können Durchfall, Verstopfung oder beides im Wechsel sein. Außerdem treten häufig Sodbrennen, Völlegefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen und Krämpfe auf. Diese Symptome sind ebenfalls ein Indikator für Reizdarmbeschwerden, weswegen diese Diagnose wohl auch so häufig gestellt wird. Gerade wenn eine Silo länger unerkannt bleibt, können die fehlangesiedelten Bakterien im Dünndarm die Schleimhaut angreifen, so dass zusätzliche Symptome auftreten können wie:
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Kopfschmerzen, Müdigkeit, Brain Fog „vernebeltes“ Gehirn
- Gelenkschmerzen, Hautprobleme wie Ekzeme oder Rosazea
- Ängste oder Depression
- Histaminintoleranz
- Fett- oder Fruktoseverdauungsstörungen
- Nährstoffmangel
Auf ein bis zwei Punkte möchte ich an dieser Stelle gerne noch etwas genauer eingehen:
- Histaminintoleranz: Da das Enzym, welches Histamin im Darm abbauen soll, in einer intakten Dünndarmschleimhaut gebildet werden muß, kommt es bedingt durch eine Sibo häufig zu einer Histaminintoleranz. Die Diaminoaxidase wird nicht mehr ausreichend von den geschädigten Eptihelzellen des Dünndarms gebildet, was zu einer erworbenen Histaminintoeleranz führt.
- Fruktoseverdauungsstörungen: Da die Fruktoseaufnahme ebenfalls über den Dünndarm und sog. Glut- 5- Transporter passiert, kann eine Fruktoseintoleranz auch eine mögliche Folge einer SIBO sein. An dieser Stelle sei gesagt, dass eine Sibo auch bzw. zusätzlich durch einen Fruktoseintoeleranztest diagnostiziert werden kann. Allerdings muß dieser durch einen erfahrenen Therapeuten richtig interpretiert werden.
- Nährstoffmangel:Gerade Eisen und Vitamin B12, aber auch andere Mikronährstoffe, müssen über den Dünndarm aufgenommen werden. Chronischer Eisenmangel oder Vitamin B12 - Mangel kann insofern auch ein Hinweis auf eine geschädigte Dünndarmschleimhaut sein.
Ursachen einer SIBO, einer Dünndarmfehlbesiedlung
Die Ursachen für eine Dünndarmfehlbesiedlung sind vielfältig, lassen sich jedoch in vier Kategorien einteilen.
- Beeinträchtige Mobilität, geschädigter migrierender motorischer Komplex (MMC) nach einer Virusinfektion z.B.
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- Erkrankungen des vegetativen Nervensystems
- Schilddrüsenerkrankungen
- Diabetes
- Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)
- Erkrankungen des Bindegewebes (Sklerodermie, Ehler-Dahnlos-Syndrom)
- Beeinträchtige Verdauung
- Funktionsstörung des Mikrobioms
- Chronischer Stress
- Mangel an Bauchspeicheldrüsenenzymen
- Schlechter Gallenfluss
- Geringe Magensäureproduktion
- Beeinträchtigter Darmdurchfluss
- Funktionsstörung am Übergang Dickdarm zum Dünndarm (Ileocoecalklappe)
- Ehlers-Dahnlos-Syndrom
- Endometriose
- Chirurgische Eingriffe im Bauchraum / Verwachsungen nach Operationen
- Medikamente
- Starke Schmerzmittel/Betäubungsmittel
- Krampflösende Medikamente (Spasmolytika)
- Magensäureblocker (PPI)
- Bestimmte Antidepressiva
- Schilddrüsenhormone
In meinem ersten Blog über die Dünndarmfehlbesiedlung konnten Sie schon viel zur Diagnostik lesen. Hier nun noch eine kleine Ergänzung:
Sibo, Atemgastest und die Unterscheidung der Bakterienarten
Entsprechend der Bakteriengattung, die im Dünndarm überwuchert, werden unterschiedliche Gase produziert (Text von Dr. Thomas Bacharach/ Sibo-Academy):
- Methan
- Wasserstoff
- Schwefelwasserstoff/Hydrogen-Sulfit (HS)
Je nachdem, welches Gas im Atemtest am stärksten nachweisbar ist, spricht man von einer methan- oder wasserstoffdominanten SIBO. Eine methandominierte SIBO trägt mittlerweile den Namen einer “IMO” (intestinal methane overgroth). Ist im gesamten Atemtest kein Gasanstieg feststellbar, handelt es sich um ein „Flatline“ Ergebnis. Dies gibt Hinweis auf die dritte Form, die Schwefelwasserstoff-SIBO. Die Symptome unterscheiden sich je nach dominierendem Gas.
Bei der schwefelwasserstoff-dominaten SIBO, klagen die Patient*innen häufiger über ein unklares Denkvermögen, den sogenannten „Brain Fog“. Außerdem über Blähungen, die unangenehm nach „faulen Eiern“ riechen, zurück zu führen auf die Schwefelverbindungen. Die Schwefelwasserstoff-SIBO nimmt in der Diagnostik eine Sonderrolle ein.
Derzeit gibt es in Deutschland noch keinen Test, der direkt Schwefelwasserstoff über die Ausatemluft nachweisen kann. Die Diagnosestellung erfolgt zum Einen über die charakteristischen Symptome, zum Anderen gibt der Atemtest mit Lactulose über 180min einen entscheidenden, indirekten Hinweis:
Da Lactulose ausschließlich von Bakterien verwertet werden kann, sollte nach 120min bei der Auswertung ein deutlicher Anstieg der gemessenen Gase zu sehen sein. Nach gut zwei Stunden kommt die Laktuloselösung normalerweise im Dickdarm an, wo sie von den dort natürlicherweise vorkommenden Bakterien abgebaut wird. Ist dies auch nach 180min Testzeit nicht der Fall, wurde die Testlösung bereits vorher abgebaut- von schwefelwasserstoffbildenden Bakterien im Dünndarm.
ACHTUNG: Bitte beachten Sie, dass es ein genaues Procedere vor der Durchführung des Tests zu beachten gilt.
Therapie der Dünndarmfehlbesiedlung
Je nach Bakteriengattung kann dann eine gezielte Therapie eingeleitet werden. Dafür kommen sowohl pharmazeutische, als auch pflanzliche Antibiotika in Betracht. Bitte beachten Sie, dass pharmazeutische Produkte nur durch einen Arzt verordnet werden können, als sog. off-label-use. Heilpraktikern ist die Verordnung von Antibiotikum nicht erlaubt. Ergänzt wird die phytotherapeutische Therapie durch eine Ernährungsumstellung. Auch hier gilt es zu beachten, dass eine Ernährungsumstellung nicht die Lösung darstellt.
Für die Ernährungsumstellung kommen verschiedene Ernährungsformen in Frage:
- low FODMAP
- Diät -Spezifische Kohlenhydrat-Diät (SCD)
- SIBO spezifische Ernährungsrichtlinien (SSFG)
- Zwei-Phasen-Diät (bi-phasic diet/BPD, Dr. Nirala Jacobi)
Alle Ernährungsformen haben das Ziel, den Bakterien im Dünndarm die Nahrungsgrundlage zu entziehen und Schleimhautschäden zu reparieren. In meiner Praxis am Sachsenring in Köln erarbeiten wir gemeinsam das Ernährungskonzept, welches für Ihr Beschwerdebild am zielführendsten ist.
Ihre Heilpraktiker-Praxis in Köln
Birgit Schroeder, Master in kPNI
Literaturtipp:
- Phoebe Lapine: SIBO wenn der Darm in Aufruhr ist
- The Bi-Phasic Diet Dr. Nirala Jacobi